Gesundheitskioske - sinnvoll oder nicht?
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Gesundheitskioske: Beratungsangebot ja, medizinische Basisversorgung nein
24.11.2022 - Rund 1.000 sogenannte Gesundheitskioske will das Bundesministerium für Gesundheit in ganz Deutschland schaffen. Dafür müsse das Rad nicht neu erfunden werden, betont die KBV. Sie verweist auf erfolgreiche regionale Projekte und warnt vor dem Aufbau von Doppelstrukturen.
Gesundheitskioske könnten keine Arztpraxen ersetzen, sondern als niedrigschwelliges Beratungsangebot in Ballungsräumen dienen, sagte Dr. Stephan Hofmeister, stellvertretender Vorstandsvorsitzender der KBV, in einem Video-Interview. Es gehe „um soziale Indikationen und nicht um medizinische Basisversorgung“.
„Wir sind sehr skeptisch, wenn dort tatsächlich medizinische Versorgung gemacht werden soll, dass dort sozusagen auf dem Rücken von Patientinnen und Patienten eine Versorgung light eingeführt wird“, fuhr Hofmeister fort. Die Gesundheitskioske könnten vielmehr Patientinnen und Patienten dabei helfen, sich im Gesundheitswesen zurechtzufinden und etwa Sprachbarrieren zu überwinden.
Hofmeister erneuerte die Einladung an Bundesgesundheitsminister Prof. Karl Lauterbach, sich von den erfolgreichen Modellen in Hamburg, Nordrhein oder Thüringen ein Bild zu machen.
Die KBV hatte den Minister vorige Woche zu einem Vor-Ort-Besuch eingeladen. In dem Einladungsschreiben warb der Vorstand zugleich dafür, die Aufgaben der geplanten Kioske auf Integrationsleistungen (etwa Terminvermittlungen oder Wissensvermittlung rund um das Thema Gesundheit) zu fokussieren. Wesentlich an den bisherigen Modellen sei, dass in den Einrichtungen keine Versorgung, sondern „eine Integration in das bestehende System stattfindet – auch um Doppelstrukturen zu vermeiden.“
Das Bundesgesundheitsministerium will die Gesundheitskioske als neue Beratungsangebote in sozial benachteiligten Regionen mit dem Ziel aufbauen, „den Zugang zur Versorgung der Patientinnen und Patienten mit besonderem Unterstützungsbedarf zu verbessern und die Versorgung zu koordinieren“. Dabei sollen auch „einfache medizinische Routineaufgaben“ wie Blutdruck und Blutzucker messen, Verbandswechsel, Wundversorgung und subkutane Injektionen erfolgen. Perspektivisch sei eine „Erweiterung um ergänzende Beiträge zur Sicherstellung der Primärversorgung“ vorgesehen.