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Arztzahlstatistik 2022: Frauenanteil erstmals über 50 Prozent – Arztzeit weiter knappe Ressource

09.03.2023 - Der Anteil der Ärztinnen und Psychotherapeutinnen in der ambulanten Versorgung liegt erstmals bei über 50 Prozent. Das geht aus der aktuellen Arztzahlstatistik der KBV für das Jahr 2022 hervor. Beim Thema Arztzeit hat sich der Trend der letzten Jahre bestätigt: Die Ressource bleibt weiter knapp, obwohl die reine Zahl an Ärzten und Psychotherapeuten nach Köpfen gestiegen ist.

Vor dem Hintergrund der jetzt veröffentlichten Statistik appellierte KBV-Vorstandsvorsitzender Dr. Andreas Gassen an die Politik: Die Rahmenbedingungen müssten stimmen, damit die Niederlassung für junge Kolleginnen und Kollegen attraktiv bleibe. Sie müssten sich auf die Politik verlassen können. Gassen: „Dazu gehört, dass sie eins zu eins vergütet bekommen, was sie auch leisten.“

Das habe zudem sehr viel mit Wertschätzung der geleisteten Arbeit in der Niederlassung zu tun – und die sei mit rund 650 Millionen Behandlungsfällen jährlich enorm. „Ohne Praxen geht Versorgung einfach nicht – auf diesen Nenner lässt sich das Ganze bringen“, sagte Gassen.

Niederlassung muss gefördert werden

„Die wohnortnahe Sicherstellung der ambulanten Versorgung bleibt eine unserer größten Herausforderungen“, erklärte Dr. Stephan Hofmeister, stellvertretender KBV-Vorstandsvorsitzender. „Während die Nachfrage nach Leistungen durch die demografische Entwicklung quasi automatisch steigt, gehen die zur Verfügung stehenden ärztlichen Ressourcen zurück.“

Deshalb forderte der KBV-Vize, dass die Attraktivität der selbstständigen Niederlassung gesteigert und die Arbeitsbedingungen verbessert werden müssten. „Dazu gehören Anpassungen der Vergütung, aber auch der Abbau der überbordenden Bürokratie, damit sich Ärzte und Mitarbeitende in den Praxen wieder primär um die Patientenversorgung kümmern können. Dazu zählt ebenso eine konsequente ambulante Weiterbildung und eine Digitalisierung, die in den Praxen tatsächlich hilft“, sagte Hofmeister.

KBV-Vorstandsmitglied Dr. Sibylle Steiner verwies auf das ungeheure Engagement der niedergelassenen Kolleginnen und Kollegen und ihrer Teams der Medizinischen Fachangestellten, das an die Grenzen der Leistungsfähigkeit und oftmals darüber hinaus gehe. „Das geschieht jeden Tag im Allgemeinen, und diese Aussage galt während der Corona-Pandemie im Besonderen. Gesellschaft und Politik müssen die Niederlassung fördern. Das sollte eigentlich eine Selbstverständlichkeit sein, ist es aber leider nicht“, sagte Steiner.

Frauenanteil in der jüngeren Altersgruppe besonders hoch  

Die aktuelle Arztzahlstatistik zeigt: Nachdem der Frauenanteil bei den Niedergelassen in den vergangenen Jahren kontinuierlich gewachsen ist, hat er 2022 erstmals die 50-Prozent-Marke überschritten. Die meisten Frauen arbeiten als Psychologische Psychotherapeutinnen. Ihr Anteil innerhalb dieser Berufsgruppe liegt bei 76,8 Prozent (inklusive Anteil der Kinder- und Jugendlichenpsychotherapeutinnen).

Ebenfalls über 50 Prozent Frauen arbeiten in den folgenden Fachgruppen: Frauenheilkunde (71,9 Prozent), ärztliche Psychotherapie (66,6 Prozent), Kinder- und Jugendpsychiatrie (66,1 Prozent), Kinder- und Jugendmedizin (58,9 Prozent) und Haut- und Geschlechtskrankheiten (56,9 Prozent).

Die Arztzahlstatistik zeigt zudem, dass der Frauenanteil in den jüngeren Altersgruppen am höchsten ist. In der Gruppe bis 39 Jahre liegt das Verhältnis bei 58 Ärztinnen zu 42 Ärzten, in der Gruppe über 65 Jahre hingegen bei 72,6 Ärzten zu 27,4 Ärztinnen.

Zudem zeigen sich regionale Unterschiede: In den neuen Bundesländern ist der Frauenanteil erheblich höher. In den alten Bundesländern weisen die Stadtstaaten die höchsten Anteile auf.

Mehr Teilzeit und Anstellung

Im vergangenen Jahr nahmen insgesamt 185.298 Ärztinnen und Ärzte sowie Psychotherapeutinnen und Psychotherapeuten an der vertragsärztlichen Versorgung teil. Damit hat sich die Anzahl nach Köpfen gegenüber 2021 um 1.962 erhöht – ein Plus von 1,1 Prozent (Ärzte: plus 0,4 Prozent, Psychologische Psychotherapeuten: plus 4,1 Prozent). Durch den anhaltenden Trend zu mehr Teilzeit ergibt sich jedoch unter Berücksichtigung des Teilnahmeumfangs (voll, hälftig etc.) ein leichtes Minus von 0,1 Prozent.

Zwar ist die überwiegende Mehrheit der Niedergelassenen nach wie vor „klassisch“ in der eigenen Praxis tätig (Ärzte: 64 Prozent, Psychologische Psychotherapeuten: 87 Prozent). Allerdings wählen sie zunehmend flexiblere Arbeitsformen und entscheiden sich für eine Anstellung oder eine Teilzeitbeschäftigung statt eines vollen Versorgungsauftrags in eigener Niederlassung.

Die Zahl der angestellten Ärztinnen und Ärzte lag 2022 bei 46.109. Das ist seit 2012 ein Plus von 141 Prozent. In Teilzeit waren im vergangenen Jahr 57.793 Ärzte und Psychotherapeuten tätig – seit dem Jahr 2012 eine Steigerung von 285 Prozent. Dem gegenüber steht ein Rückgang der Vollzeittätigkeit im selben Zeitraum um minus 14 Prozent.

Arztzahlstatistik der KBV

Mit der Arztzahlstatistik veröffentlicht die KBV regelmäßig Zahlen und Daten zur Struktur der vertragsärztlichen Versorgung und stellt diese der breiten Öffentlichkeit zur Verfügung. Die wichtigsten Kennzahlen sind auch als Zeitreihen grafisch aufbereitet in den KBV-Gesundheitsdaten abrufbar.

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