Arztzeit-Mangel
zur Videoseite 2:51
Hofmeister: Niedergelassene von nicht ärztlichen Aufgaben entlasten – Video beleuchtet Ursachen für sinkende Arztzeit
23.03.2023 - Trotz leicht steigender Zahl an Ärzten bleibt für die Versorgung der Patienten immer weniger Zeit – die sogenannte Arztzeit sinkt. Es wird die Herausforderung der Zukunft sein, dafür zu sorgen, dass sich Ärztinnen und Ärzte möglichst ausschließlich um ihre Patienten kümmern können, wie KBV-Vorstandsvize Dr. Stephan Hofmeister betont.
Dazu müssten die Niedergelassenen vor allem von Bürokratie und „möglichst von allen nicht ärztlichen Aufgaben“ entlastet werden, fordert Hofmeister im Video-Interview. Zudem gelte es bessere Rahmenbedingungen zu schaffen, damit die Niederlassung für junge Ärztinnen und Ärzte attraktiv bleibe. Dafür sei die Politik verantwortlich. Als einen weiteren Hauptgrund für das Sinken der Arztzeit nannte Hofmeister „die neuen Modelle von Arbeitszeit“.
Hohe Erwartungshaltung in der Bevölkerung
Hofmeister weist außerdem auf die hohe Erwartungshaltung in der Bevölkerung hin, dass jeder „jederzeit einen Arzt für seine medizinischen Probleme konsultieren kann“. Bürgerinnen und Bürger müssten lernen, wann sie eine Praxis aufsuchen sollten. Die Ärztinnen und Ärzte könnten sich dann um die Kranken kümmern, die wirklich diese Zeit bräuchten. Für alles andere gebe es weder Ärzte noch Geld.
Video erklärt die verschiedenen Ursachen
Zu den verschiedenen Faktoren, die zur Reduzierung der Arztzeit führen, hat die KBV ein Video bereitgestellt. Darin wird aufgezeigt, warum die Zeit für die Versorgung der Patienten stetig sinkt. Im Foyer des KBV-Gebäudes in Berlin macht eine drei Meter lange „Arztzeituhr“ diese Entwicklung seit Jahren bildlich deutlich.
Obwohl die Personenzahl der in der ambulanten Versorgung Tätigen leicht zunimmt, läuft die Arztzeit rückwärts. So entscheiden sich Ärztinnen und Ärzte immer häufiger für eine Festanstellung statt für die Niederlassung. Auch das Arbeiten in Teilzeit nimmt zu. Zudem macht der demografische Wandel auch vor der Ärzteschaft nicht halt. Der Anteil der Mediziner über 60 wächst stetig.
Bürokratie als Zeitfresser
Ein weiterer Zeitfresser ist die Bürokratie. Im Jahr 2020 verschlang sie, statistisch gesehen, in jeder Praxis 61 Arbeitstage. Digitale Anwendungen, die ohne ausreichende Tests ausgerollt werden, erhöhen den bürokratischen Aufwand nochmals. Ein Beispiel ist die elektronische Arbeitsunfähigkeitsbescheinigung (eAU), wofür die Praxen aktuell im Durchschnitt 50 Sekunden mehr als für das Ausstellen der herkömmlichen AU benötigen. Insgesamt sind das 1,25 Millionen Stunden pro Jahr, wie aus dem aktuellen Bürokratieindex hervorgeht.