Unterschreiben: Petition zur ambulanten Versorgung
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Gassen ruft zum Handeln auf: Unterschreiben Sie die Petition und nehmen Sie an der Befragung teil
26.10.2023 - KBV-Chef Dr. Andreas Gassen ruft die Ärzte- und Psychotherapeutenschaft zum Handeln auf, um das ambulante Gesundheitswesen vor dem Kollaps zu bewahren. Dabei gehe es aktuell vor allem um die Unterstützung der Bundestags-Petition und die Beteiligung an der Befragung der Ärzte und Psychotherapeuten zur Lage der Praxen.
Seit Längerem gebe es einen Trend in der Gesundheitspolitik, „dass viele Maßnahmen, die notwendig wären, nicht ergriffen werden“, sagte Gassen in einem Video-Interview. „Wir erleben einen Minister, der in diesen Bereichen wirklich überhaupt keine Bereitschaft zeigt, Sachargumente auch in entsprechend politisches Handeln umzusetzen“, kritisierte er und prophezeite, dass „sehr zeitnah nachhaltige Verschlechterungen auftreten werden“. Insofern „sehen wir es als unsere Aufgabe, hier nicht nur die Kolleginnen und Kollegen, sondern insbesondere die Menschen in unserem Land zu informieren“.
Der Vorstandsvorsitzende erläuterte in diesem Zusammenhang Maßnahmen, die ergriffen wurden und appellierte an niedergelassene Ärzte und Psychotherapeuten, aber auch an Patientinnen und Patienten sich zu beteiligen.
Unterzeichnung der Petition sowohl online als auch in Listen möglich
In der kürzlich eingereichten Petition seien noch einmal die Punkte adressiert, „die auch in dem Brief an Minister Lauterbach, der nach kurzem Verlust dann doch vom Minister gefunden wurde, schon aufgeführt sind“, stellte Gassen heraus. Dazu zählen die Abschaffung der Budgets, eine sinnvolle Digitalisierung mit funktionierender Technik, weniger Bürokratie und die Abschaffung von Regressen bei Verordnungen.
Die Petition kann seit über einer Woche mitgezeichnet werden. Die KBV stellt dazu eine Unterschriftenliste bereit, die ausgedruckt und ausgelegt werden kann (s. Infobox). Die Online-Unterzeichnung ist möglich, sobald der Petitionsausschuss die Petition im Internet veröffentlicht hat (die PraxisNachrichten werden berichten).
Bereits jetzt sei es aber möglich, „entsprechende Listen in den Praxen auszulegen und die Patienten zu animieren, diese zu unterschreiben, was sie sicherlich angesichts der Themen gerne tun werden“, betonte Gassen. Mit einer entsprechenden Zahl von Unterstützern könne „möglicherweise in der Bundespolitik noch Bewegung ins Spiel“ gebracht werden.
Teilnahme an Online-Befragung dauert zehn Minuten
Parallel habe die KBV gemeinsam mit dem Zentralinstitut für die kassenärztliche Versorgung (Zi) eine Online-Befragung der niedergelassenen Kolleginnen und Kollegen zur Lage der Praxen gestartet und hoffe auf eine starke Beteiligung, erläuterte Gassen. Das sei dann ein deutliches Signal, „weil wir wahrnehmen, dass die Probleme in vielen Praxen die gleichen sind. Das sind nicht nur unglückliche Finanzierungsmechanismen, die im SGB V in Zeiten angelegt wurden, als niemand von solchen Inflationsraten träumen konnte“. Die Teilnahme an der Online-Befragung dauert etwa zehn Minuten. Angeschrieben per Post beziehungsweise per E-Mail wurden alle Praxisanhaber; Absender ist das Zi.
Zugleich gebe es aus Sicht von Gassen viele Dinge, die mit relativ wenigen Änderungen im Gesetz zu beheben wären. Als Beispiele nannte er „eine überbordende Bürokratisierung, eine dysfunktionale Digitalisierung, die immer noch mit Sanktionen belegt ist, ein Regresswesen, was nur Arbeit schafft, aber nicht wirklich sinnhafte Überprüfung gewährleistet“. Es gebe viele Punkte, „wo dringend gehandelt werden muss, damit die Niederlassung attraktiv bleibt und die Menschen in unserem Land unverändert wohnortnah versorgt werden können“.
Mails direkt an Bundestagsabgeordnete
Als eine weitere Maßnahme nannte Gassen eine Mailing-Aktion, in der Patienten, aber auch Ärzte, Psychotherapeuten und Praxismitarbeitende „relativ einfach über wenige Klicks Mails an Bundestagsabgeordnete aus den jeweiligen Wahlkreisen verschicken können“. Damit würden „viele, die nicht direkt mit Gesundheitspolitik zu tun haben, für diese Themen zu sensibilisiert“.
In diesem Zusammenhang betonte der KBV-Chef, wie wichtig die Ansprache der Patientinnen und Patienten sei, „weil es diejenigen sind, die es wirklich betrifft. Und die Menschen in unserem Land haben bisher noch nicht wirklich das Gespür dafür entwickelt, dass ihre Gesundheitsversorgung, die sie hoch schätzen, tatsächlich kurz vor einem Kipppunkt steht“.
Praxen ohne Nachfolger bleiben dauerhaft verloren
Der Praxenkollaps drohe tatsächlich, bekräftigte Gassen und erläuterte: „Wir haben zwei Entwicklungen, die sich gegenseitig in ihrer Gefährlichkeit unterstützen. Da ist die hohe Zahl von sich dem Ruhestandsalter nähernden Babyboomern, die zwar alle durchaus über die normale Renten-Altersgrenze arbeiten, aber das unter diesen Rahmenbedingungen zunehmend weniger tun.“
Angesichts der schwierigen Rahmenbedingungen fänden sie keine Nachfolger. „Das führt dazu, dass diese Praxen verschwinden und eine Praxis, die verschwunden ist, das ist fast wie ein bleibender Zahn, der wächst auch nicht wieder nach, dieser Praxisstandort ist in der Regel dauerhaft verloren“. Das müsse die Bevölkerung „einfach wissen, dass hier jetzt zeitnah gegengesteuert werden muss“.
PraxenKollaps verhindern: Aktionen zum Mitmachen
Online-Befragung der Vertragsärzte und Vertragspsychotherapeuten
Die KBV hat eine Online-Befragung aller Vertragsärzte und Vertragspsychotherapeuten gestartet, die bis zum 20. November läuft. Es geht um die Lage der Praxen und was sie brauchen, um ihre Patienten angemessen versorgen zu können. Die KBV führt die Befragung gemeinsam mit dem Zentralinstitut für die kassenärztliche Versorgung (Zi) durch.
Die Teilnehmer erhalten per E-Mail bzw. per Post einen persönlichen Zugangscode, um an der Online-Befragung teilnehmen zu können, die einen Zeitaufwand von zehn Minuten erfordert. Absender des Anschreibens ist das Zi.
Petition an den Bundestag
Die Rahmenbedingungen für die ambulante Versorgung in Deutschland verbessern – das fordert eine Petition, die beim Deutschen Bundestag eingereicht wurde. Ärzte, Psychotherapeuten, Praxisangestellte und Patienten sind aufgerufen, die Petition mit ihrer Unterschrift zu unterstützen.
Hier finden Sie:
Praxisaushang mit Aufruf zum Unterschreiben
Praxisaushang mit Aufruf zum Unterschreiben und Petition
Außerdem gibt es eine Vorlage „Hinweise zur Datenverarbeitung“, die Praxen für eventuelle Rückfragen von Patienten benutzen können.
Sobald der Petitionsausschuss des Deutschen Bundestages die Petition im Internet veröffentlicht hat, kann diese auch online mitgezeichnet werden.
Mailing an Bundestagsabgeordnete
Über die Internetseite www.praxenkollaps.info können Patienten, aber auch Ärzte, Psychotherapeuten und Praxismitarbeitende Bundestagsabgeordnete anschreiben und sich dafür einsetzen, dass die ambulante Gesundheitsversorgung weiterhin gesichert bleibt.