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Praxisnachrichten

PraxisNachrichten: Hinterher ist man immer schlauer

eRezept-Serie Teil 7: Wie sich die Praxis auf die Umstellung vorbereiten kann – Erfahrungsberichte aus dem Arbeitsalltag

02.11.2023 - Verschreibungspflichtige Arzneimittel sollen ab 1. Januar nur noch per eRezept verordnet werden. Viele Praxen fragen sich: Wie können wir uns am besten darauf vorbereiten? Was sind die ersten Schritte? – Die PraxisNachrichten haben für den siebten Teil ihrer Serie bei Praxen, die das eRezept bereits nutzen, nachgefragt.

Um zu Jahresbeginn startklar zu sein, sollten Praxen möglichst vor der Umstellung vom Papier- auf das elektronische Rezept die Technik und auch die Abläufe beim Ausstellen von eRezepten ausprobieren. Mit dieser Vorgehensweise haben der Borkener Internist Dirk Wilmers und sein Team sehr gute Erfahrungen gemacht. Wilmers gehörte zu den Roll-out-Praxen der Kassenärztlichen Vereinigung Westfalen-Lippe, in denen das eRezept schon seit 2022 erprobt wurde.

Über ein Jahr lang hat die Hausarztpraxis einzelne Tests mit zunächst nur zehn Patientinnen und Patienten durchgeführt – außerhalb des morgendlichen Hochbetriebs. „Wir haben uns dann immer wieder zusammengesetzt, wenn irgendwas nicht funktioniert hat“, berichtet Wilmers in einem Video. „Es waren teilweise am Anfang nur fünf oder zehn Rezepte am Tag. Da kann man in lockerer Kommunikation die ganzen Probleme schnell identifizieren.“

Ganzes Team einbinden

Die Erfahrungen aus dem Praxisalltag zeigen, dass bei der Umstellung auf das eRezept das gesamte Team eingebunden werden sollte. Teamsitzungen sind laut Wilmers hierzu sehr gut geeignet. So seien alle jederzeit auf dem neuesten Stand, und es könnten Vorschläge besprochen werden, wie die Praxisabläufe am besten anzupassen seien.

Wichtig sei außerdem, nicht nur eine Person als eRezept-Experten oder -Expertin auszuwählen. Jede Praxismitarbeiterin müsse sich mit den Abläufen beim eRezept auskennen. „Jeder ist dafür zuständig“, fasst Wilmers seine Erfahrungen zusammen.

PVS-Anbietern Probleme melden

Alle Roll-out-Praxen haben wie Dirk Wilmers ihren PVS-Herstellern in engen Abständen Schwierigkeiten bei der Erprobung von eRezepten mitgeteilt. Durch die vielen Rückmeldungen konnten bereits zahlreiche Verbesserungen erreicht werden.

Die technische Umsetzung des eRezepts als auch die angebotenen Services der PVS-Hersteller sind jedoch sehr unterschiedlich. So berichten Ärzte, dass das eRezept einfach auszustellen sei, während andere, die mit einem anderen PVS-Anbieter zusammenarbeiten, über Probleme klagen.

Die KBV empfiehlt Ärztinnen und Ärzten, PVS-Anbietern Schwachstellen zu melden, sollte es Probleme geben. 

Kontakt zu Apotheken im Umkreis

Beim eRezept ist jedoch nicht nur die Praxis gefordert, sondern auch die Apotheke. Kann ein eRezept nicht eingelöst werden, hat der Patient den zweifachen Weg und das Praxisteam die doppelte Arbeit. Frau Müller, Medizinische Fachangestellte (MFA) in einer Berliner HNO-Praxis, empfiehlt deshalb, mit den Apotheken im direkten Umfeld in Kontakt zu treten. 

Besonders wichtig sei der Austausch zwischen Praxis und Apotheke für den Fall, dass ein eRezept nicht eingelöst werden könne, meint auch Dirk Wilmers. Dann gelte es, im direkten Kontakt die Ursache herauszufinden: „Da frage ich nach: Warum hat das nicht funktioniert? Vielleicht hat die Apotheke gerade intern ein EDV-Problem, das mit mir nichts zu tun hat. Erst dann stelle ich ein herkömmliches Papierrezept aus.“

Kassen müssen Patienten auf eRezept vorbereiten

Ein großes Problem ist Müller zufolge, dass das eRezept viel zu wenig bekannt ist. Im Praxisalltag sei es aus Zeitgründen oftmals nicht möglich, die Patienten ausführlich über das eRezept aufzuklären. Hier sieht sie die Krankenkassen in der Pflicht, ihre Versicherten per Infopost zu informieren – insbesondere über die verschiedenen Einlösevarianten.

Änderungen im Praxisablauf

Patientinnen und Patienten müssen mit dem eRezept eventuell nicht mehr für jede Verschreibung in die Praxis kommen. Ärzte und ihre Praxisteams sollten besprechen, für wen ein Praxisbesuch erforderlich und in welchen Fällen ein eRezept ohne persönlichen Kontakt möglich ist. 

Daraus ergeben sich möglicherweise Änderungen im Praxisablauf, etwa bei der Bestellung von Rezepten. „Mit der Einlösung über die Gesundheitskarte sind die Vorteile jetzt so massiv geworden, dass viel weniger Patienten in die Praxis kommen müssen“, berichtet Wilmers. Für die Patientinnen und Patienten bedeute dies eine Zeitersparnis, für die Medizinischen Fachangestellten eine spürbare Arbeitsentlastung am Tresen. 

Es können zum Beispiel Folgerezepte in bestimmten Situationen von den Patienten telefonisch angefordert und per elektronischer Gesundheitskarte direkt in der Apotheke eingelöst werden. Das Abholen des Rezepts durch den Patienten in der Praxis, wie beim Muster 16, entfällt in diesem Fall. Die Entscheidung, ob ein persönlicher Arzt-Patienten-Kontakt erforderlich ist oder nicht, obliegt in jedem Einzelfall dem Arzt oder der Ärztin.

Über das Ausstellen von eRezepten in unterschiedlichen Behandlungssituationen haben die PraxisNachrichten ausführlich im vierten Teil der eRezept-Serie informiert.

Komfortsignatur im nächsten Teil am 16. November

Um das eRezept gut nutzen zu können, ist die Einrichtung der Komfortsignatur eine wesentliche Voraussetzung. Mit ihr können Ärztinnen und Ärzte über den Tag verteilt bis zu 250 Dokumente digital signieren. Der nächste Teil der eRezept-Serie beleuchtet deshalb am 16. November das Thema „Prozesse in der Praxis – die Komfortsignatur“ genauer. 
 

Informationen für Praxen rund um das eRezept: das Infopaket der KBV

Serie zum elektronischen Rezept

Im Video: weitere Erfahrungen aus dem Praxisalltag 

In Video-Interviews berichten der westfälische Hausarzt Dirk Wilmers und die Berliner MFA P. Müller über ihre Erfahrungen bei Einführung des eRezepts in ihrem Arbeitsalltag.
 

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