Nur jeder Zweite will seine Praxis bis zum Rentenalter fortführen – KBV-Vorstand: Frappierendes Alarmsignal an die Politik
12.09.2024 - Nur jeder zweite niedergelassene Arzt und Psychotherapeut geht aktuell davon aus, seine Praxis bis zum Renteneintrittsalter fortzuführen. Als Gründe für eine vorzeitige Praxisabgabe werden vor allem eine zu hohe Arbeitsbelastung, zu hohe Praxiskosten und der Fachkräftemangel genannt. Das sind Ergebnisse einer aktuellen ZiPP-Befragung, die das Zentralinstitut für die kassenärztliche Versorgung jährlich durchführt.
Etwa 20 Prozent der Befragten wollen demnach die vertragsärztliche beziehungsweise vertragspsychotherapeutische Versorgung vorzeitig verlassen, um in den Ruhestand zu treten. Weitere 14 Prozent planen, ihre Praxis aufzugeben, um sich in einer anderen Praxis oder einem Medizinischen Versorgungszentrum anstellen zu lassen. Acht Prozent der Befragten haben vor, ihre Zulassung abzugeben und den Standort als Privatpraxis weiterzuführen. Der Rest will in einen anderen Beruf oder in den stationären Bereich wechseln.
Von den Ärzten und Psychotherapeuten, die vorzeitig in Ruhestand treten, gaben fast zwei Drittel als Grund an, dass sie die Arbeitsbelastung in ihrer aktuellen Situation als zu hoch empfinden. Zu hohe Praxiskosten und der Fachkräftemangel beim nichtärztlichen Personal wurde von jedem fünften vorzeitigen Ruheständler als entscheidendes Motiv genannt. Rund 22 Prozent führten als Grund für den Ausstieg an, dass ihre Altersvorsorge bereits abgesichert sei.
Das treibt Ärzte aus der Versorgung
„Diese Umfrage spricht Bände. Die Ergebnisse zeigen eindringlich, wie schlecht es um die Rahmenbedingungen der ambulanten Versorgung steht. Überbordende Bürokratie, dysfunktionale Digitalisierung und immense Kostenanstiege verärgern und frustrieren die Kolleginnen und Kollegen, sodass sie ernsthaft darüber nachdenken, vorzeitig ihre Praxis aufzugeben – und dass, obwohl sie ihren Beruf und den täglichen Umgang mit ihren Patientinnen und Patienten sehr schätzen“, lautet das Resümee des KBV-Vorstands.
In einer Pressemitteilung stellen Dres. Andreas Gassen, Stephan Hofmeister und Sibylle Steiner weiterhin heraus: „Über 61 Tage im Jahr gehen allein für Papierkram drauf. Kostbare Zeit, die für die Versorgung der Patientinnen und Patienten fehlt und zusätzlich für eine außerordentliche hohe Arbeitsbelastung sorgt.“ Hinzu komme ein erheblicher Fachkräftemangel beim nichtärztlichen Personal.
Die aktuelle Umfrage bestätigt die Ergebnisse einer repräsentativen Befragung, die das Zentralinstitut für die kassenärztliche Versorgung im Auftrag der KBV Ende des Jahres 2023 zur Lage in den Praxen durchgeführt hatte. Damals hatten gut 60 Prozent der befragten Praxen angegeben, aufgrund der Rahmenbedingungen zu überlegen, vorzeitig aus der Patientenversorgung auszuscheiden.