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PraxisNachrichten: Hinterher ist man immer schlauer

Autoimmunerkrankungen: Höchste Prävalenz bei Hashimoto-Thyreoditis

07.11.2024 - Erstmalig liefert eine Studie Kennzahlen für die Häufigkeit zahlreicher Autoimmunerkrankungen. Danach hat jeder 12. gesetzlich Krankenversicherte in Deutschland mindestens eine dieser Erkrankungen. Die Zahl der Patienten mit Autoimmunerkrankungen liegt damit höher als bisher angenommen, so das Zentralinstitut für die kassenärztliche Versorgung in einem aktuellen Bericht.

Bisherige Kennzahlen zur Häufigkeit von Autoimmunerkrankungen hierzulande basieren bislang auf Schätzungen. So geht die Deutsche Autoimmun-Stiftung von etwa 5 Millionen Betroffenen aus. Laut der aktuellen Studie des Zentralinstituts für die kassenärztliche Versorgung (Zi) liegt die Zahl aber eher bei etwa 6,3 Millionen. Dies berichtet das Zi in seinem aktuellen Versorgungsatlas-Bericht „Entwicklung der Prävalenz diagnostizierter Autoimmunerkrankungen im Zeitraum 2012 – 2022“.

Psoriasis auf Platz zwei

Von den mehr als 73,2 Millionen gesetzlich Versicherten im Jahr 2022 wurde bei mehr als 6,3 Millionen mindestens eine der 30 eingeschlossenen Autoimmunerkrankungen festgestellt, was einer Prävalenz von 8,61 Prozent entspricht. Die höchste Prävalenz wies Hashimoto-Thyreoiditis mit 2,30 Prozent auf, gefolgt von Psoriasis (1,85 Prozent) und Rheumatoider Arthritis (1,36 Prozent).

In dem untersuchten Zeitraum von 2012 bis 2022 stieg die Prävalenz insgesamt um 22 Prozent von 7,06 auf 8,61 Prozent. Diese Zunahme erfolgte nach Aussage der Wissenschaftler weitgehend unabhängig von Geschlecht, Alter und Region. Der niedrigste Anstieg wurde dabei mit plus 9 Prozent in Berlin verzeichnet, der höchste im Saarland (plus 35 Prozent) und in Baden-Württemberg (plus 30 Prozent).

Rückgang der Prävalenz bei zwei Erkrankungen

Bei 28 der 30 untersuchten Autoimmunerkrankungen stieg die Prävalenz an. Die höchste Zunahme mit einem Plus von 130 Prozent war bei Zöliakie zu verzeichnen, gefolgt von Autoimmunhepatitis (plus 80 Prozent), Hashimoto-Thyreoiditis (plus 72 Prozent) und primärer biliärer Zirrhose (plus 68 Prozent). Lediglich bei zwei Erkrankungen (Diabetes mellitus Typ 1 und Sjögren-Syndrom) beobachteten die Wissenschaftler einen Rückgang der Prävalenz – nämlich minus 18 beziehungsweise minus 27 Prozent.

Bei einer Autoimmunerkrankung handelt es sich um eine chronisch-entzündliche Erkrankung, bei der das Immunsystem körpereigene Zellen und Gewebe angreift. Bis zu 80 verschiedene Autoimmunerkrankungen sind bekannt, von denen allerdings mehr als die Hälfte selten vorkommt. Als Ursachen werden genetische und umweltbedingte Faktoren angenommen.

Zu den häufigsten Risikofaktoren zählen diverse bakterielle und virale Infektionen, Umweltschadstoffe und Lebensstilfaktoren. Zudem ist bekannt, dass Frauen ein höheres Risiko für Autoimmunerkrankungen haben als Männer. Dieses höhere Risiko bei Frauen führt die Wissenschaft auf die geschlechtsspezifischen genetischen und hormonellen Unterschiede zurück. Die Zahl der Menschen mit Autoimmunerkrankungen steigt weltweit.

Der Bericht „Entwicklung der Prävalenz diagnostizierter Autoimmunerkrankungen im Zeitraum 2012 – 2022“ ist beim Zi abrufbar (siehe „Mehr zum Thema“)

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