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Praxisnachrichten

PraxisNachrichten: Hinterher ist man immer schlauer

Zi-Umfrage: Neu Niedergelassene schätzen Vorteile der eigenen Praxis – Bürokratie bleibt großes Ärgernis

27.03.2025 - Die Mehrheit der neu niedergelassenen Ärzte und Psychotherapeuten würde sich erneut für eine eigene Praxis entscheiden. Allerdings empfinden viele die überbordende Bürokratie und die dadurch fehlende Zeit für Patienten als belastend. Das sind zentrale Ergebnisse einer Befragung, die das Zentralinstitut für die kassenärztliche Versorgung durchgeführt hat.

Demnach sind 77 Prozent der Befragten auch im Jahr nach der Niederlassung zufrieden mit ihrer Entscheidung. Nur 9,8 Prozent gaben an, sie würden die Entscheidung nicht noch einmal treffen, der Rest ist unentschlossen. Besonders hoch ist die Zufriedenheit bei den Psychotherapeuten: Fast 90 Prozent würden sich wieder für die Niederlassung entscheiden. Bei den Hausärzten sind es 69 Prozent, bei den Fachärzten etwa 72 Prozent.

Gassen: Befragungsergebnisse stimmen optimistisch

„Die eigene Praxis hat für Ärzte und Psychotherapeuten immer noch große Vorteile. Das stimmt uns optimistisch“, sagte der KBV-Vorstandsvorsitzende Dr. Andreas Gassen. Es sei bei weitem nicht so, wie oft behauptet, dass sich Ärztinnen und Ärzte nicht mehr niederlassen wollten. Doch es müssten endlich die Rahmenbedingungen verbessert werden, damit die Zufriedenheit wächst und sich noch mehr Mediziner für die Selbstständigkeit entscheiden würden. Nur so könne Deutschland Praxenland bleiben und die ambulante Versorgung gewährleistet werden.

Berufliche Autonomie und Therapiefreiheit

Als besonders positive Aspekte wurden vor allem die berufliche Autonomie und Therapiefreiheit sowie eine gute Planbarkeit der eigenen Arbeitszeiten genannt. Auch die hohe Qualität der Versorgung und die Breite des Behandlungsspektrums wurden explizit hervorgehoben. Viele erleben zudem die von Patientinnen und Patienten entgegengebrachte Wertschätzung als positiv.

Große Unzufriedenheit herrscht unter den neu Niedergelassenen laut der Studie allerdings über die ausufernde Bürokratie. Die wiederum führt zu weniger Zeit für die Patientenversorgung, was als negative Begleiterscheinung der Niederlassung bewertet wird, auch weil die Arbeit nicht selten als körperlich und psychisch stark belastend empfunden wird.

Bürokratie und finanzielles Risiko häufige Vorbehalte

Die hohe Bürokratie war auch eines der häufigsten Vorbehalte, die Ärzte und Psychotherapeuten gegenüber der Niederlassung hatten. Außerdem fürchteten viele den Aufwand für die Digitalisierung und das hohe finanzielle Risiko der Freiberuflichkeit.

Zi-Vorstand: Wichtige Botschaft für Erhalt der Praxen

Auch für das Zentralinstitut für die kassenärztliche Versorgung (Zi) machen die Ergebnisse der Umfrage vor allem eines deutlich: „Entgegen der landläufigen Meinung, für den ärztlichen Nachwuchs käme nur noch ein Anstellungsverhältnis infrage, zeigt unsere Befragung: Das Modell der selbstständigen Niederlassung kann auch weiterhin erfolgreich sein“, sagte der Zi-Vorstandsvorsitzende Dr. Dominik von Stillfried.

Das sei eine wichtige Botschaft für alle, die sich für den Erhalt der Praxen als Fundament unseres Versorgungssystems einsetzen, fuhr er fort. Zwar lasteten auch bedrückende Bedingungen auf der ambulanten ärztlichen und psychotherapeutischen Versorgung, dennoch könne der Arztberuf sehr sinnstiftend sein und gebe viel zurück.

Das Zi hatte im vergangenen Jahr etwa 1.500 Ärzte und Psychotherapeuten befragt, die sich im Jahr 2023 neu niedergelassen hatten. Gefragt wurde unter anderem nach den Gründen für die Niederlassung, dem Verlauf der Niederlassung in der eigenen Praxis, der Zufriedenheit mit der aktuellen Tätigkeit, aber auch nach den Vorbehalten. Die Befragung ist Teil einer Zi-Studie zur ärztlichen und psychotherapeutischen Karrierewahl und Existenzgründungsentscheidungen – kurz KWEX.

Angestellten-Befragung bis zum 30. April verlängert

Das Zi führt im Rahmen der KWEX-Studie aktuell eine Online-Befragung von angestellten Ärzten und Psychotherapeuten in Praxen und Medizinischen Versorgungszentren durch. Etwa 55.000 Ärztinnen und Ärzten sowie Psychotherapeutinnen und Psychotherapeuten wurden dazu Anfang des Jahres angeschrieben. Angesichts der guten Resonanz hat das Zi den Befragungszeitraum zwischenzeitlich bis zum 30. April verlängert.

Interessierte, die aufgrund postalischer Zustellprobleme kein Einladungsschreiben erhalten haben, können sich gerne an die Zi-Treuhandstelle wenden, telefonisch unter 0800 4005-2444 oder per E-Mail an kontakt@zi-ths.de. Teilnehmen können alle, die zum Stichtag 30. Juni 2024 in einer Praxis, einem Medizinischen Versorgungszentrum oder einer vergleichbaren Einrichtung in Anstellung tätig waren.

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