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"Falsche Erwartungen geweckt"

„Das ist alles andere als ein gutes Erwartungsmanagement. Es werden Versprechen gemacht, die die niedergelassenen Kolleginnen und Kollegen mal wieder ausbaden müssen“, findet Dr. Andreas Gassen, Vorstandsvorsitzender der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV), deutliche Worte. „Und mehr Impfstoffe gibt es nicht. Und abgezweigt werden soll aber auch nichts, verkündet die Politik. Wie soll diese Quadratur des Kreises funktionieren?“, fragt der stellvertretende KBV-Vorstandsvorsitzende, Dr. Stephan Hofmeister. Die Kritik bezieht sich auf das, was die gestrige Runde von Kanzlerin und Ministerpräsidenten beschlossen hat: ein Impfangebot an Kinder und Jugendliche bereits ab 7. Juni – der Tag, an dem die Priorisierung bundesweit fallen soll.

Berlin, 28. Mai 2021 – „Nach den bisher vorliegenden Studiendaten haben gesunde Kinder und Jugendliche ein minimales Risiko für schwere Verläufe durch Erkrankungen mit SARS-CoV-2. Das individuelle Gefährdungspotenzial kann daher eine allgemeine Impfempfehlung schwierig machen, wenn es sehr niedrig ist. Somit ist die fehlende generelle Impfempfehlung der STIKO nachvollziehbar“, sagt Gassen.

„Und es darf nicht sein, dass die Frage, ob die Schule besucht werden kann, mit einer Impfentscheidung verknüpft wird“, führt Hofmeister aus. „Das Versagen der Bildungspolitiker, die Schulen auf eine Pandemie vorzubereiten, wofür sie lange genug Zeit hatten, kann nun nicht einfach übertüncht werden mit Massenimpfungen. Schon gar nicht dürfen Kinder und Jugendliche als große Verlierer der Pandemie jetzt zu Impfungen mit unklarem Nutzen für diese Gruppe gedrängt werden. Wenn sich alle Erwachsenen, für die die Impfung unbestritten sinnvoll ist, impfen lassen, sollte das für die Pandemiekontrolle völlig ausreichend sein“, kritisiert KBV-Chef Gassen.

Beide Vorstände zeigen sich tief besorgt darüber, dass ab 7. Juni nun erst recht mit einem Massenansturm auf die Praxen zu rechnen sei. „Es gibt nicht mehr und zusätzliche Impfstoffe. Und der Andrang in den Praxen ist ohnehin riesig. Bitte haben Sie Geduld und bedrängen Sie nicht die Ärzte und Ärztinnen und deren Teams, die medizinischen Fachangestellten!“, appellieren Gassen und Hofmeister.