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Gassen: „Wir brauchen eine solide Finanzierungsgrundlage für die Praxen!“

Vor dem Hintergrund der jüngsten Verhandlungen mit den Krankenkassen hat Dr. Andreas Gassen, Vorstandsvorsitzender der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV), auf der heutigen Vertreterversammlung in Berlin andere gesetzliche Regelungen gefordert, um die Praxen arbeitsfähig und wirtschaftlich überlebensfähig zu halten.

Berlin, 17. September 2021 – „Das muss die nächste Bundesregierung, wie auch immer sie aussehen wird, leisten“, betonte Gassen. Oder sie müsse die Verantwortung dafür tragen, dass die Menschen in Deutschland zukünftig schlechter versorgt würden. „Wir brauchen keine Bürgerversicherung, die keins der Probleme der gesetzlichen Krankenversicherung löst, sondern wir brauchen eine solide Finanzierungsgrundlage für die Praxen“, sagte der KBV-Chef.

Gassen bezog sich auf die Honorarverhandlungen und tadelte die Krankenkassen, die Praxen gerade jetzt mit einer Nullrunde abspeisen zu wollen: „Dass ausgerechnet bei denjenigen gespart werden soll, die die Pandemie gestemmt haben, ist nicht akzeptabel. Der ambulante Schutzwall hat doch gerade dazu beigetragen, viele teure Krankenhauseinweisungen zu vermeiden. 13 von 14 Covid-19-Patienten wurden ambulant behandelt!“ Davon hätten auch die Krankenkassen profitiert. „Diese geforderte Nullrunde dann auch noch als Entgegenkommen zu bezeichnen, weil man eigentlich absenken wollte, ist dann allerdings nur noch unverschämt“, kritisierte Gassen.

Ungeachtet dessen, wie sich die künftige Bundesregierung zusammensetzen und wer das Gesundheitsressort übernehmen werde, appellierte der KBV-Chef: „Ganz egal, wer schließlich die gesundheitspolitische Verantwortung in diesem Land trägt, eines können wir ihr oder ihm jetzt schon mit auf den Weg geben: Ohne eine auskömmliche Finanzierung der ambulanten – und natürlich auch der stationären – Versorgung geht es nicht!“ Man könne über vieles streiten, aber dass die Gesundheit das Letzte sei, woran man sparen sollte, habe nicht zuletzt die Pandemie gezeigt.

Im Kampf gegen Corona hofft Gassen, dass etwas mehr Rationalität in die Debatte kommt. „Nach anderthalb Jahren im Krisenmodus brauchen wir endlich eine rationale Diskussion – nicht auf Basis von Vermutungen und Befürchtungen, sondern von medizinisch-wissenschaftlichen Fakten“, erklärte der KBV-Vorstandschef. Diese gebe es mittlerweile und es würden jeden Tag mehr. Das sei es, was die heutige Situation von der im Sommer vorigen Jahres unterscheide. „Auch wissen wir jetzt evidenzbasiert: Die Null-Covid-Strategie funktioniert nirgendwo“, so Gassen.

Er plädierte dafür, sich weiter vor allem darauf zu konzentrieren, noch ungeimpfte Erwachsene zu gewinnen, die grundsätzlich impfwillig seien. Auf diese Weise lasse sich eine möglichst breite Grundimmunisierung zu erreichen, bevor ohne wissenschaftliche Grundlage ungezielt ein drittes Mal geimpft würde. Gassen: „Deshalb rufen wir als niedergelassene Ärzte heute erneut alle Erwachsenen auf, die sich bislang nicht entschließen konnten oder wollten: Lassen Sie sich impfen!“ Die Impfung schütze nachweislich vor schweren Verläufen und Tod durch Covid-19. Es gebe kaum jemanden, für den eine Impfung aus medizinischen Gründen nicht in Frage komme.

Politikern empfahl Gassen, in Bezug auf die Booster-Impfung auf medizinische Expertise zu hören. Das entscheidende Gremium hierfür sei die Ständige Impfkommission. Sie habe sich stets an der aktuell verfügbaren wissenschaftlichen Datenlage orientiert. „Darauf müssen ihre Empfehlungen beruhen und nicht auf dem, was der eine oder andere Politiker oder Politikerin sich wünscht. Eine Impfung ist kein Freibier, sondern eine medizinische Maßnahme und muss auch als solche behandelt werden!“, konstatierte der KBV-Chef.