„Großer Wurf sieht anders aus“
Zur Vorstellung der Empfehlungen der Regierungskommission zur bedarfsgerechten Krankenhausversorgung erklärt Dr. Andreas Gassen, Vorstandsvorsitzender der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV):
Berlin, 28. September 2022 - „Ein großer Wurf sieht anders aus. Erneut wurde eine Chance vertan, eine echte Reform anzustoßen. Das große Potenzial ambulanter Operationen wurde von den Mitgliedern der Reformkommission auf ein undefiniertes „später“, also auf die lange Bank, geschoben.
Mal wieder drohen wir, wie bei vielen anderen Themen zum Beispiel bei der Digitalisierung, den Anschluss im internationalen Vergleich zu verlieren. Der zeigt nämlich, dass Deutschland beim ambulanten Operieren deutlich Luft nach oben hat. Dass wir in Deutschland eine Tradition sehr vieler Krankenhäuser und einer sehr hohen Krankenhausdichte vorweisen, darf nicht der Grund dafür sein, wichtige Reformschritte zu unterlassen, weil man Sorge hat, dass nicht alle in der Lage sein werden, diese Schritte zu gehen.
Wir haben weltweit die höchste Zahl an Krankenhausbetten pro Bevölkerungs-Einheit, dabei aber relativ wenig Personal für diese Betten. Statt einer aktiven Gestaltung neuer Versorgungsformen gemeinsam mit den Niedergelassenen, baut man Jägerzäunchen – zum Nachteil von Patienten und Beitragszahlern. Eine Marktbereinigung wird sich durch ein derartiges Vorgehen im Übrigen nicht aufhalten lassen.
Der Koalitionsvertrag fordert eine stärkere Ambulantisierung ein. Das, was die Regierungskommission nun vorlegt, ist der perspektivisch zum Scheitern verurteilte Versuch einer Besitzstandswahrung.“