Ohne Praxen keine Versorgung: Weder heute noch in der Zukunft
„Die Prognose von Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach, bis 2035 sei in Europa mit einer ,drastischenʻ Zunahme von Krebspatienten zu rechnen, stellt geradezu eine Aufforderung dar, den ambulanten Sektor der niedergelassenen Haus‐ und Fachärzte sowie der Psychotherapeuten zu stärken“, erklärte heute der Vorstandsvorsitzende der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV), Dr. Andreas Gassen.
Berlin, 9. Februar 2023 – „Die überwiegende Zahl der betroffenen krebs‐ oder auch demenzkranken Patientinnen und Patienten wird in den Praxen versorgt. Wenn denn die düstere Aussicht des Ministers stimmt, so folgt daraus zwingend, die wohnortnahe Versorgung durch die Niedergelassenen zu verbessern“, so Gassen.
„Die medikamentöse Krebs‐Therapie findet nicht zuletzt wegen der zunehmendoralen Darreichungsformen oder auch ambulant einsetzbarer Infusionstherapien zu großen Teilen ambulant statt. Das Gleiche gilt für die Krebsfrüherkennung und Krebsvorsorge. Deshalb ist es folgerichtig, die Praxen zu stärken“, sagte der stellvertretende KBV‐Vorstandsvorsitzende Dr. Stephan Hofmeister.
Lauterbach wolle die Krankenhäuser stärker vom wirtschaftlichen Druck befreien und für eine „tolle“ Ausstattung sorgen. „Das muss erst recht für die Praxen gelten. Ohne sie kann Versorgung nicht funktionieren, weder heute und erst recht nicht in Zukunft. Alleine die Zahlen sprechen hier eine deutliche Sprache: Während die Behandlungsfälle im stationären Bereich jährlich bei rund 20 Millionen liegen, sind sie im ambulanten Bereich mit fast 600 Millionen rund 30‐mal höher. Deshalb gilt es, die Praxen unbedingt zu stärken“, lautete die Prognose des KBV‐Vorstands.
Zum Hintergrund: Der Bundesgesundheitsminister hatte im Rahmen einer Fachkonferenz „Europe 2023“ vor einer „drastischen“ Zunahme von Krebspatienten gewarnt. Insbesondere die Kliniken seien darauf noch nicht eingestellt. In diesem Zusammenhang betonte Lauterbach die Pläne für eine große Reform der Krankenhausversorgung.