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2023

„Die normative Kraft des Faktischen ist nicht aufzuhalten“

„Eine kritiklose Öffnung der Krankenhäuser für ambulante Leistungen verkennt die Versorgungsrealitäten“, erklärte heute Dr. Andreas Gassen, Vorstandsvorsitzender der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV). Er kritisierte die Aussagen des Ministers im Rahmen des Krankenhausgipfels, die Kliniken stärker für die Ambulantisierung zu öffnen.

Berlin, 14. März 2023 – „Natürlich brauchen wir die Ambulantisierung. Es werden im internationalen Vergleich viel zu viele Leistungen stationär erbracht, die sich qualitativ besser und wirtschaftlich sinnvoller ambulant in den Praxen leisten lassen. Es ist daher überfällig, viele bisher stationär erbrachte Leistungen zu ambulantisieren. Wenn die Krankenhäuser das dafür qualifizierte Personal haben, können natürlich solche Leistungen ambulant erbracht werden. Politik muss aber vor allem die bereits funktionsfähigen ambulanten Strukturen stärken. Die Praxen stemmen mit jährlich rund 600 Millionen Fällen den Großteil der Patientenversorgung. Vergleicht man das mit den rund 20 Millionen Behandlungsfällen in den Krankenhäusern – und die das System nach Aussagen der Krankenhäuser schon an den Rand des Kollaps´ bringen –, da wird schnell klar, wo auch perspektivisch vor allem Patientenversorgung stattfinden wird“, sagte der KBV‐Chef.

Gassen weiter: „Ambulantisierung ist kein Instrument, um jedes noch so kleine und wirtschaftlich untragbare Krankenhaus zu retten. Wir brauchen viele, aber nicht alle der heute bestehenden stationären Einrichtungen. Diese Erkenntnis ist so einfach wie unverrückbar. Auch die Idee, jetzt Jägerzäune, die man Ambulantisierung nennt, um die Kliniken zu bauen, und alles geht dort so weiter wie bisher, indem weiter Leistungen um ein Vielfaches höher vergütet werden als in der ambulanten Versorgung, wird die normative Kraft des Faktischen nicht aufhalten. Klüger wäre es, gemeinsame und abgestimmte Lösungen zu suchen. Wenn die Politik die Weichen jetzt falsch stellt, ist das perspektivisch ein fatales Signal für die Niederlassung. Wir werden dann kaum noch junge Kolleginnen und Kollegen finden, die unter diesen Rahmensetzungen ihre berufliche Lebensentscheidung in der Niederlassung sehen. Und ich glaube, das kann sich niemand in Deutschland wünschen.“