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Arztzeit bleibt knappe Ressource / Trends verfestigen sich

Der Trend ist unverändert: Die reine Zahl an niedergelassenen Ärztinnen, Ärzten, Psychotherapeutinnen und Psychotherapeuten ist nach Köpfen gestiegen. Jedoch arbeiten immer mehr Niedergelassene erst einmal in der Anstellung – die schlechten Rahmenbedingungen schrecken von einer selbstständigen Tätigkeit in eigener Praxis ab. Daher bleibt die Ressource Zeit knapp. Das geht aus der Arztzahlstatistik der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV) für das Jahr 2023 hervor.

Berlin, 2. April 2024 – Laut Bundesarztregister nahmen im vergangenen Jahr 187.441 Ärzte und Psychotherapeuten an der vertragsärztlichen Versorgung teil. Gegenüber 2022 hat sich die Anzahl von Ärzten und Psychotherapeuten nach Köpfen um 2.143 erhöht – ein Plus von 1,2 Prozent (bei Ärzten plus 0,7 Prozent, bei Psychologischen Psychotherapeuten plus 3,4 Prozent).

„Das Gesundheitswesen ist einer der wenigen Leuchttürme in unserem Land, noch funktioniert es sehr gut“, sagte KBV-Vorstandsvorsitzender Dr. Andreas Gassen. Der KBV-Chef warnte jedoch zugleich vor einem durch die Gesundheitspolitik verursachten Niedergang der ambulanten Versorgung: „Die niedergelassen Haus- und Fachärzte sind mit 1 Milliarde Arzt-Patienten-Kontakten im Jahr das Rückgrat unserer Gesundheitsversorgung. Wenn der Bundesgesundheitsminister – richtigerweise – davon spricht, die ambulante Versorgung stärken zu wollen, dann muss es darum gehen, die Rahmenbedingungen für die Praxen zu verbessern. Wir brauchen keine Versorgung-light in sogenannten Gesundheitskiosken, sondern angemessene Strukturen für die Haus- und Facharztpraxen.“

Der stellvertretende KBV-Vorstandsvorsitzende Dr. Stephan Hofmeister konstatierte: „Junge Medizinerinnen und Mediziner können sich aussuchen, wo und wie sie arbeiten wollen. Im Prinzip stellt eine Niederlassung eine gute Option dar, um sowohl selbstständig arbeiten zu können als auch Familie und Beruf sinnvoll zu vereinbaren. Trotzdem ist die Gefahr eines Ausblutens der ambulanten Versorgung längst nicht gebannt. Unter den derzeitigen schlechten Rahmenbedingungen – wozu unter anderem auch überbordende Bürokratie und dysfunktionale Digitalisierung zählen –, dürfte es schwierig sein, selbst mit den kreativsten Förderprogrammen junge Kolleginnen und Kollegen für die Niederlassung zu begeistern.“

KBV-Vorstandsmitglied Dr. Sibylle Steiner forderte „Verlässlichkeit und gegenseitiges Vertrauen statt vager Versprechungen und mangelnder Wertschätzung“ in der Gesundheitspolitik. So, wie es jetzt laufe, sei auf Dauer keine ambulante Versorgung in den Praxen mehr möglich. „Ohne politische Verlässlichkeit lässt sich deren Betrieb nur noch unter höchsten persönlichen Anstrengungen aufrechterhalten. Ganz zu schweigen davon, dass – ohne jenes Maß an Verlässlichkeit – kaum noch jemand dazu zu bewegen sein wird, eine ärztliche oder psychotherapeutische Praxis zu übernehmen oder zu gründen“, so die KBV-Vorständin.

Die Zahlen des Bundesarztregisters zeigen: Nach wie vor ist die überwiegende Mehrheit der Niedergelassenen „klassisch“ in der eigenen Praxis tätig (124.653). Allerdings wählen Ärzte und Psychotherapeuten zunehmend flexiblere Arbeitsformen: Im Jahr 2023 entschieden sich erstmals mehr als 50.000 für eine Anstellung und erstmals mehr als 60.000 für eine Teilzeitbeschäftigung. Seit 2013 verzeichnet die Teilzeit-Tätigkeit ein Plus von 235 Prozent. Die Anzahl der Anstellungen hat sich in diesem Zeitraum verdoppelt.

In einzelnen Fachgruppen lässt sich im Vergleich zum Vorjahr ein Zuwachs bei Psychotherapeuten (plus 0,4 Prozent), Fachinternisten (plus 1 Prozent) und Hausärzten (plus 0,1 Prozent) feststellen: Seit 2013 gab es bei den Psychotherapeuten ein Plus von 13,1 Prozent an Kassensitzen. Die Anzahl der Hausärzte nahm erstmals seit 2016 wieder zu.

Weiterhin steigt der Frauenanteil bei Ärzten und Psychotherapeuten kontinuierlich: Erstmals stellten sie auch bei den Hausärzten (50,5 Prozent) und Augenärzten (50,3 Prozent) die Mehrheit. Das Durchschnittsalter der Ärzte und Psychotherapeuten entwickelte sich konstant und lag wie im Vorjahr bei 54,1 Jahren.

Diese und viele weitere statistische Informationen finden Sie auf der KBV-Themenseite zum Bundesarztregister.