Bürokratieabbau: KBV fordert ein klares Ziel
Großes Interesse am Symposium zum Bürokratieabbau im Gesundheitswesen: Etwa 180 Besucher fanden sich am 11. September 2018 in den Räumlichkeiten der KBV ein. KBV-Vorstandsmitglied Dr. Thomas Kriedel begrüßte das Publikum mit einer eingängigen Zahl zur Bürokratiebelastung der Ärzte: „Nach Zahlen aus dem Ärztemonitor der KBV kostet die Bürokratie einen Arzt 7,4 Stunden Arbeitszeit pro Woche“ sagte er. Fast einen ganzen Arbeitstag würden Ärzte also wöchentlich der Bürokratie opfern. Daraus müsse das Gesundheitssystem Konsequenzen ziehen: „Wir müssen Bürokratie abbauen – das kann die KBV nicht alleine, das können nur KBV, KVen, Kassen und BMG gemeinsam“, so Kriedel.
Kassenseite stellt Abbauziel in Frage
Den Nutzen eines verbindlichen Bürokratie-Abbauziels diskutierte Kriedel gemeinsam mit Dr. Johannes Ludewig (dem Vorsitzenden des Nationalen Normenkontrollrats) und Johann-Magnus von Stackelberg (dem stellvertretenden Vorsitzenden des GKV-Spitzenverbandes).
Dabei sprachen sich Kriedel und Ludewig für ein Ziel aus, Stackelberg dagegen.
Aus Sicht der Krankenkassen argumentierte Stackelberg, im Gesundheitswesen werde viel Geld bewegt und das müsse entsprechend dokumentiert werden. Ferner sei Bürokratieabbau seines Erachtens eine Daueraufgabe. Es sei fraglich, ob man mit einem Ziel langfristige Ergebnisse erreichen könne.
Unnötige Bürokratie reduzieren
Kriedel betonte an dieser Stelle: „Wir brauchen das Abbauziel, damit sich alle Beteiligten auf Bundesebene verbindlich dazu verpflichten, Bürokratie abzubauen.“ Ludewig unterstrich diese Aussage mit der Anmerkung, Ziele brächten den notwenigen Druck in das System. Alle Teilnehmer waren sich darin einig, dass man nicht gegen Bürokratie per se vorgehen, sondern vielmehr unnötige Bürokratie reduzieren solle.
Fragen aus dem Publikum brachten unter anderem die Position der Patientenvertreter zutage: Patienten würden Formulare eher als lästig empfinden. Daher müsse man besonders darauf achten, welche Informationen wichtig sind und wie man diese mit möglichst geringem Aufwand übermittelt. Dieser Hinweis fand Zuspruch bei allen drei Diskussionsteilnehmern.
Prozesse neu durchdenken
Zudem antwortete Kriedel auf die Frage, ob die Digitalisierung im Gesundheitswesen den Bürokratieabbau fördern könne: „Meine Sorge ist, dass analoge Prozesse ohne Nachdenken digitalisiert werden. Wir müssen uns gemeinsam die Prozesse ansehen und neu durchdenken.“