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Stand 13.11.2024

Historie

KBV unterstützt Aufarbeitung der NS-Zeit

Ausstellung in Berlin: Ärzte und Patienten im Dritten Reich

Ab dem 29. November 2024 präsentiert die KBV gemeinsam mit dem Zentrum für Antisemitismusforschung (ZfA) in Berlin erstmalig die Wanderausstellung „Systemerkrankung. Arzt und Patient im Nationalsozialismus“ der Öffentlichkeit. Gezeigt werden verschiedenste Fallgeschichten – von Ärzten als auch Patienten, von Tätern als auch Opfern.

Auf einen Blick

„Systemerkrankung. Arzt und Patient im Nationalsozialismus“ - Wanderausstellung über Ärzte und Patienten im Dritten Reich

  • Öffentlich zugänglich: 29. November 2024 – 28. Januar 2025 (kostenlos)
  • Wochentäglich besuchbar zu den Bürozeiten der KBV (9:00 - 20:00 Uhr)
  • Adresse: Herbert-Lewin-Platz 2, 10623 Berlin, Foyer im Gebäudeteil I

Stationen der Wanderausstellung bis 2026

  • 29.11. - 28.01.2025 KBV in Berlin
  • 03.02. - 28.02.2025: KV Baden-Württemberg
  • 10.03. - 31.03.2025: KV Saarland
  • 07.04. - 27.05.2025: KV Hamburg
  • 02.06. - 30.06.2025: KV Hessen
  • 03.07. - 27.07.2025: KV Bayerns
  • 01.08. - 08.09.2025: KV Rheinland-Pfalz
  • 10.09. - 30.09.2025: KV Nordrhein
  • 03.10. - 31.10.2025: KV Bremen
  • 04.11. - 30.11.2025: KV Sachsen
  • 01.12. - 31.12.2025: KV Schleswig-Holstein
  • 05.01. - 28.02.2026: KV Brandenburg
  • 02.03. - 31.03.2026: KV Niedersachsen
  • 01.04. - 31.05.2026: KV Westfalen-Lippe
  • 01.06. - 27.06.2026: KV Berlin
  • 29.06. - 10.08.2026: KV Thüringen
  • 15.08. - 30.09.2026: KV Sachsen-Anhalt
  • 05.10. - 30.11.2026: KV Mecklenburg-Vorpommern
  • 01.12. - 31.12.2026: KV Niedersachsen

Die Ausstellung bildet den Abschluss eines von der Vertreterversammlung der KBV initiierten Forschungsprojekts zur Geschichte ihrer Vorgängerorganisation, der Kassenärztlichen Vereinigung Deutschlands (KVD). Die KVD war im Dritten Reich an der Entrechtung und Vertreibung jüdischer sowie oppositioneller Kassenärzte beteiligt.

Im Jahr 2018 hatte die Vertreterversammlung der KBV das ZfA an der Technischen Universität Berlin mit der Erforschung der KVD-Geschichte beauftragt. Den Wissenschaftlern stand dafür das umfangreiche Kölner Archiv der KBV zur Verfügung. Mit der Wanderausstellung präsentiert das ZfA die Ergebnisse seiner mehrjährigen Arbeit für das Projekt „KBV übernimmt Verantwortung“ der breiten Öffentlichkeit.

Das größtenteils unveröffentlichte Quellenmaterial wurde dafür multimedial aufbereitet: mit Texten, Dokumenten, Fotos sowie Ton- und Video-Material. Nach dem zweimonatigen Auftakt in Berlin wird die Ausstellung 2025 und 2026 nach und nach deutschlandweit bei den Kassenärztlichen Vereinigungen zu sehen sein.

Hintergrund

Ärzte nahmen im Dritten Reich eine Schlüsselfunktion ein. Im Namen der sogenannten Rassenhygiene waren sie mitverantwortlich dafür, Menschen in „wertes“ und „unwertes“ Leben einzuteilen – und damit in den sicheren Tod zu schicken. 

Für Zwangsterilisationen und Krankenmorde zeichneten sie sich ebenso verantwortlich wie für Humanexperimente in Konzentrationslagern. Ärztliche Standesorganisationen wie die KVD schalteten sich kurz nach der Machtergreifung durch die Nationalsozialisten gleich.

Jüdische Ärzte wurden verdrängt, vertrieben oder zunächst zu „Krankenbehandlern“ degradiert, sodass sie ausschließlich jüdische Patienten versorgen durften. Voraussetzung für zahlreiche NS-Medizinverbrechen war außerdem die Einschränkung der ärztlichen Schweigepflicht, die gebrochen werden durfte, wenn das „gesunde Volksempfinden“ ihr entgegenstand.

Weiterführende Links

Herbert-Lewin-Preis

Forschungspreis zur Rolle der Ärzteschaft in der Zeit des Nationalsozialismus

Mit dem Herbert-Lewin-Preis werden seit 2006 wissenschaftliche Arbeiten ausgezeichnet, die sich mit der „Aufarbeitung der Geschichte der Ärztinnen und Ärzte in der Zeit des Nationalsozialismus“ auseinandersetzen.

Der Preis wird vom Bundesministerium für Gesundheit (BMG), der Bundesärztekammer (BÄK), der Bundeszahnärztekammer (BZÄK), der Kassenärztliche Bundesvereinigung (KBV) und der Kassenzahnärztliche Bundesvereinigung (KZBV) ausgeschrieben.

Ziel des Herbert-Lewin-Preises ist die Förderung der historischen Aufarbeitung der Rolle der Ärzteschaft im Dritten Reich. Zugleich soll er an engagierte Ärztinnen und Ärzte und Zahnärztinnen und Zahnärzte erinnern, die in der Zeit des Nationalsozialismus verfolgt und ermordet wurden. Der Preis trägt mit dazu bei, Erfahrungen aus der Vergangenheit erlebbar und für die Zukunft nutzbar zu machen, damit sich Geschichte nicht wiederholt.

Preisvergabe und Jury

An der Ausschreibung des Herbert-Lewin-Preises können Ärztinnen und Ärzte sowie Psychotherapeutinnen und Psychotherapeuten als Einzelpersonen, Kooperationen oder Gemeinschaften von Ärztinnen und Ärzten sowie Psychotherapeutinnen und Psychotherapeuten, Studierende der Humanmedizin oder medizinhistorischen Instituten tätige Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler teilnehmen.

Die Bewertung der eingereichten Arbeiten und die Ermittlung der Preisträger werden von einer unabhängigen Jury vorgenommen, deren Mitglieder von den Trägerorganisationen und dem Zentralrat der Juden in Deutschland benannt wurden.

Der Preis ist mit insgesamt 15.000 Euro dotiert und kann von der Jury auf mehrere verschiedene Arbeiten aufgeteilt werden.

 

Zu den Pressemitteilungen

Professor Dr. Herbert Lewin

Herbert Lewin wurde am 1. April 1899 in Schwarzenau geboren. Nach einem Medizinstudium arbeitete er in der jüdischen Poliklinik in Berlin, ab 1937 bis zu seiner Deportation durch die Nationalsozialisten als Chefarzt im jüdischen Krankenhaus in Köln.

Nach seiner Befreiung nahm Lewin seine Arzttätigkeit wieder auf. In den Jahren 1963 bis 1969 bekleidete er das Amt des Präsidenten des Zentralrats der Juden in Deutschland. Er starb am 21. November 1982 in Wiesbaden (Quelle: Zentralrat der Juden / ehemalige Präsidenten).

Am 4. Oktober 2004 wurde in Berlin der Platz an der Wegelystraße nach Herbert Lewin benannt. Dort hat auch die KBV ihren Sitz.

Gedenktafel auf dem Herbert-Lewin-Platz

Im Rahmen der „Gedenkfeier der deutschen Ärzteschaft“ wurde am 8. November 2018 im Beisein des stellvertretenden Parlamentspräsidenten der israelischen Knesset, Yehiel Bar, der Vizepräsidentin des Deutschen Bundestages, Petra Pau, und Bundesgesundheitsminister Jens Spahn auf dem Platz vor den Gebäuden der KBV und der Bundesärztekammer (BÄK) eine Tafel aus Messing in Erinnerung an jüdische Ärztinnen und Ärzte enthüllt.

Die Gedenktafel trägt die Aufschrift „Die Vergangenheit ist uns Verpflichtung für die Zukunft. Gegen Antisemitismus und Ausgrenzung. In Erinnerung an unsere jüdischen Kolleginnen und Kollegen und alle Opfer des menschenverachtenden NS-Regimes“.

Erinnerungs-, Bildungs- und Begegnungsstätte Alt Rehse

Die KBV hat den Lern- und Gedenkort der ehemaligen "Führerschule der deutschen Ärzteschaft" in Alt Rehse gefördert. Seit dem Jahr 2001 engagiert sich der Verein „Erinnerungs-, Bildungs- und Begegnungsstätte Alt Rehse“ vor Ort, um die Geschichte der Führerschule historisch-kritisch aufzuarbeiten, unter anderem durch verschiedene Ausstellungen.