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Veranstaltungen

Notfalltagung

Kooperationstagung Rettungsleitstellen, 16. Januar 2019 in Berlin

Die KBV hatte am 16. Januar 2019 zur ersten Kooperationstagung Rettungsleitstellen in Berlin geladen, um im Austausch mit den Rettungsleitstellen und den zuständigen lokalen und regionalen Partnern zu treten. Sie empfing hierzu rund 130 Gäste von Kassenärztlichen Vereinigungen, Rettungsleitstellen, Landesministerien, Vertretern aus Landkreisen und Städten, Krankenkassen, Berufsverbänden sowie Fachinstituten.

Der Lichthof im dbb forum berlin diente als Marktplatz, auf dem Aspekte der Notfallversorgung und Pilotprojekte der sektorenübergreifenden Versorgung präsentiert wurden. In den Pausen bot sich hier ausreichend Zeit zum Kennenlernen und fachlichen Austausch der Teilnehmerinnen und Teilnehmer.

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  • © Novak/KBV

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Der stellvertretende Vorsitzende der KBV, Dr. Stephan Hofmeister, begrüßte die Gäste, indem er zunächst auf die Beweggründe der KBV zum Austausch mit den Rettungsleitstellen einging. Die veränderten Rahmenbedingungen der letzten Jahre seien auf beiden Seiten dieselben. Prominent seien hier die gestiegene Inanspruchnahme von Leistungen im Bereitschafts- und Notfalldienst, der bestehende Fachkräftemangel und zuletzt die fehlende Beschäftigung der Politik mit dem Thema Patientensteuerung.

Er schloss seine Rede mit dem Verweis auf die vielfältigen Erfahrungen von Rettungsdienst und Katastrophenschutz, die auf dieser Tagung zur Diskussion führen und ebenso das Verständnis füreinander fördern können, um sowohl gemeinsame Ansatzpunkte für Kooperationen als auch die Weiterentwicklung beider Bereiche in jeweils eigenen Strukturen zu finden. Weitere Positionen und Maßnahmen der KBV zur sektorenübergreifenden Notfallversorgung können in der vollständigen Rede von Dr. Hofmeister nachgelesen werden.

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Im weiteren Programmverlauf folgten Fachvorträge und Praxisimpulse mit angeregten Diskussionen.

Zunächst stellte Professor Marion Haubitz die Eckpunkte einer Integrierten Notfallversorgung aus Sicht des Sachverständigenrats für Gesundheit vor. Dazu zählen die Einrichtung integrierter Leitstellen, Zentrenbildung mit einer Triage, eine mehrschichtige Patientensteuerung, regionale Evaluation und stetige Weiterentwicklung sowie weitere flankierende Maßnahmen. Dr. Ilona Köster-Steinebach, Aktionsbündnis Patientensicherheit, erläuterte im Anschluss die Prinzipien der Notfallversorgung aus der Perspektive der Patientensicherheit, skizzierte Handlungsempfehlungen für den „unklaren Notfall“ ebenso wie sieben Handlungsfelder der Notfallversorgung.

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Ziel der Praxisimpulse war es, bestehende regionale Kooperationen vorzustellen. Dr. Johannes Fechner, stellvertretender Vorsitzender der Kassenärztlichen Vereinigung Baden-Württemberg, machte den Anfang, indem er die erfolgreiche Situation in seinem Bundesland der landesweiten Kooperation mit allen 32 Leitstellen des Rettungsdienstes beschrieb und zeigte einen Ausblick auf die Ausgestaltung der 116117.

Meinolf Haase vom Bevölkerungsschutz Lippe gab einen ersten Einblick in das Pilotprojekt zur Integration des ärztlichen Bereitschaftsdienstes in die einheitlichen Leitstellen Höxter, Lippe und Paderborn, veranschaulichte mit Kennzahlen zur Telefonie und Nutzung und gab einen Ausblick.

Zuletzt präsentierten gemeinsam Dipl.-med. Andreas Schwark, Stellvertretender Vorsitzender des Vorstandes der Kassenärztlichen Vereinigung Brandenburg, und Ingolf Zellmann, Leiter der Regionalleitstelle Lausitz, zur Bereitschaftsdienstreform 4.0 in Brandenburg. Im Vordergrund stand hier die erfolgreiche Zusammenarbeit der Einsatzleitsysteme beider Bereiche, unterstützt durch eine elektronische Schnittstelle. Das Vorhaben startete bereits in der Lausitz, während in 2019 die Bereiche Eberswalde, Potsdam, Brandenburg und Frankfurt/Oder folgen werden.

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Nach dem Austausch auf dem Marktplatz folgten zwei Impulsvorträge zu Konzepten der Ersteinschätzung. Dr. Dominik Graf von Stillfried, Geschäftsführer vom Zentralinstitut für die kassenärztliche Versorgung in Deutschland, stellte die strukturierte Ersteinschätzung in Deutschland (SmED) vor, zur Anwendung für ambulante Notfallpatienten. Er ging auf die Entstehung des Instruments in Deutschland, getroffene Rahmenbedingungen und die anschließende Evaluation ein und erwähnte die denkbare Integration mit der 112.

Im Anschluss referierte Prof. Dr. Dr. Alex Lechleuthner, Ärztlicher Leiter des Rettungsdienstes Köln, zu seinem Gestuften Versorgungssystem, welches Klassifizierungen nach Zustand der Patientin/des Patienten mit entsprechend unterschiedlichen Einsatzmitteln vorsieht. In dessen Rahmen kooperiert die Kassenärztliche Vereinigung, um die Notfallversorgung komplementär durch die Vernetzung der Leitstelle 112 und der Arztrufzentrale Nordrhein 116117 zu gestalten.

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Zum Abschluss diskutierten auf dem Podium Dr. Ilona Köster-Steinebach, Aktionsbündnis Patientensicherheit, Wolfang Kast, Deutsches Rotes Kreuz, Prof. Dr. Dr. Alex Lechleuthner, Rettungsdient Köln, und Dr. Eckhard Starke, KV Hessen, über die Wege der Patientensteuerung und mögliche Paradigmenwechsel in der sektorenübergreifenden Versorgung.

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Liste der Aussteller

Neben dem Vortragsprogramm stellen sich regionale Best-Practice-Beispiele für sektorenübergreifende Projekte in der Notfallversorgung auf dem Marktplatz vor und stehen ebenso wie die Referenten zum Gespräch in den Pausen zur Verfügung. Neben der KBV und der KV Telematik sind folgende Aussteller vertreten:

KV Baden-Württemberg

Kooperation mit den Rettungsleitstellen im ärztlichen Bereitschaftsdienst

Die KV Baden-Württemberg hat mit den DRK-Landesverbänden Rahmenvereinbarungen zur Vermittlung des ärztlichen Bereitschaftsdienstes geschlossen. Dabei haben die Vertragspartner die Empfehlungen der „Rahmenvereinbarung über die Zusammenarbeit der Rettungsleitstellen mit dem vertragsärztlichen Notdienst“ in Baden-Württemberg umgesetzt. Die Vermittlung des organisierten ärztlichen Bereitschaftsdienstes erfolgt unter Verwendung der technischen Infrastruktur der Integrierten Leitstellen durch qualifizierte Mitarbeiter, z.B. ausgebildete Rettungshelfer, Rettungssanitäter, Rettungsassistenten, Disponenten usw.. Damit wird sichergestellt, dass die Rufnummer für den ärztlichen Bereitschaftsdienst 116117 zu den vereinbarten Dienstzeiten erreichbar ist und die anfallenden Krankheitsfälle einer zeitnahen und effizienten Versorgung, ggf. auch dem Rettungsdienst, zugeführt werden.

KV Bayerns

Ärztlicher Bereitschaftsdienst im Wandel

Nachdem im Oktober 2015 die erste Pilotregion gestartet ist, stand das Jahr 2018 gänzlich im Zeichen des Roll-out der neuen Bereitschaftsdienststrukturen. Die Trennung von Sitz- und Fahrdienst wurde in ganz Bayern konsequent umgesetzt.

Ende 2018 waren alle geplanten 109 Bereitschaftspraxen in Betrieb.

KV Brandenburg

Weiterentwicklung Bereitschaftsdienst im Land Brandenburg – Bereitschaftsdienst 4.0

Das Konzept Bereitschaftsdienst 4.0 schließt die Implementierung des Standortprinzips mit Etablierung von bis zu 20 Ärztlichen Bereitschaftspraxen sowie die Patientensteuerung über die 116117-Anrufe für Brandenburg durch die Koordinierungsstelle der KVBB ein.

Standortprinzip beinhaltet

  • Etablierung von ärztlichen Bereitschaftspraxen unmittelbar vor der Rettungsstelle kooperierender Krankenhäuser als zentraler Anlaufpunkt in Regionen
  • gemeinsame Anmeldung von Bereitschaftspraxis und Rettungsstelle,

um die Patienten in die jeweils erforderliche Versorgungsstruktur Bereitschaftspraxis oder Rettungsstelle optimal zu steuern.

Patientensteuerung beinhaltet

  • zentrale Annahme und Disposition der 116117-Anrufe in der Koordinierungsstelle der KVBB
  • aktive Steuerung der Patientenströme über die 116117 („Patient-zum-Arzt“)
  • Schnittstelle zu den Integrierten Regionalleitstellen im Land Brandenburg
  • gegenseitige Anrufvermittlung über elektronische Schnittstelle der genutzten Einsatzleitsysteme

für eine partnerschaftliche Zusammenarbeit mit allen Regionalleitstellen – „Jeder Patient wird hierbei durch den richtigen Partner versorgt“.

KV Hessen

ÄBD Hessen – Zusammenarbeit mit dem Rettungsdienst

In der Zusammenarbeit mit dem Rettungsdienst in Hessen hat die KV Hessen seit dem Jahr 2015 folgende Maßnahmen umgesetzt:

  • in 2015: Schaffung einer Exklusivrufnummer in den beiden Dispositionszentralen für die Leitstellen in Hessen,
  • ab 2015: Schulungen vor Ort in den Leitstellen durch Mitarbeiter des ärztlichen Bereitschaftsdienstes,
  • ab Ende 2016: Fester Bestandteil der Unterrichtseinheiten in der Landesfeuerwehrschule Kassel bei der Ausbildung der Einsatzsachbearbeiter u. Disponenten im Rettungsdienst,
  • seit 2017: Zusammenarbeit im Qualitätsmanagement mit diversen Leitstellen und Ärztlichen Leitern Rettungsdienst.

Im Rahmen der Notfallsanitäter-Ausbildung des Frankfurter Instituts für Rettungs- und Notfallmedizin gibt es den Unterricht “Einführung in den ÄBD“.

Darüber ist die Dispositionszentrale in Frankfurt im gleichen Gebäude wie die Leitstelle Frankfurt – dadurch kommt es zu einem ständigen Austausch und Hospitation der Mitarbeiter.

KV Schleswig-Holstein

Über die Leitstelle des KVSH-Bereitschaftsdienstes in Bad Segeberg erhält der Anrufer die Hilfe, die er benötigt: Medizinisch ausgebildetes Personal sagt, zukünftig unterstützt von einem bundesweit einheitlichen, standardisierten Ersteinschätzungsverfahren z.B., wo der Anrufer in seiner Nähe die nächste geöffnete Anlaufpraxis des Bereitschaftsdienstes findet. Anlaufpraxen des allgemeinmedizinischen Bereitschaftsdienstes gibt es in Schleswig-Holstein landesweit an 31 Standorten, sie sind stets an ein Krankenhaus angegliedert. Ist es einem Patienten aus medizinischen Gründen nicht möglich, eine Anlaufpraxis aufzusuchen, kann die KV-Leitstelle in Bad Segeberg den Kontakt zum ärztlichen Telefonberater in der Leitstelle herstellen, der mit dem Patienten spricht oder im Fall der medizinischen Notwendigkeit einen Arzt des fahrenden Dienstes zum Patienten nach Hause schickt. Sollte sich im Verlauf eines Telefonates herausstellen, dass ein akuter Notfall vorliegt, leitet die Leitstelle den Anruf direkt an die Leitstelle des Rettungsdienstes (112) weiter. Künftig ist geplant, die aufgenommen Daten des Anrufers – soweit rechtlich möglich – zusätzlich elektronisch zu übermitteln.

An einer zunehmenden Zahl von Standorten der Anlaufpraxen realisiert die KVSH einen „gemeinsamen Tresen“ als Anlaufpunkt für alle Patienten, die die Krankenhäuser eigenständig als Notfallpatient aufsuchen. Am gemeinsamen Empfangstresen schätzt medizinisches Fachpersonal unter anderem mit Hilfe einer Check-Liste, künftig soll diese von einem Ersteinschätzungssystem abgelöst werden, das Krankheitsbild des Patienten ein und nimmt eine Zuordnung vor: Ambulant zu versorgende Erkrankungen werden den Ärzten des Bereitschaftsdienstes zugewiesen, Erkrankungen, die eine stationäre Behandlung erfordern, der Notaufnahme des Krankenhauses.

KV Thüringen

Zentrale Vermittlung von ambulanten medizinischen Bereitschaftsdiensten in Thüringen

Ziel des Projektes war die Schaffung einer zentralen Struktur zur flächendeckenden Vermittlung und Koordinierung des ärztlichen Bereitschaftsdienstes in Thüringen. Das Projekt wurde begleitet von der Vision den Patienten auch weitere medizinische Angebote zu vermitteln bzw. die Vernetzung zwischen den Bereitschaftsdiensten weiterzuentwickeln. Gemeinsam mit der Kassenärztlichen Vereinigung Thüringen, der Kassenzahnärztlichen Vereinigung Thüringen und der Landesapothekerkammer Thüringen hat die KVT-Notdienst Service gGmbH über die Vermittlungszentrale in Weimar ein richtungsweisendes Angebot für die Thüringer Bevölkerung geschaffen. Die Vermittlung und Koordinierung des ärztlichen Bereitschaftsdienstes (Bereitschaftsdienstpraxen, Hausbesuchsdienst und fachärztliche Bereitschaftsdienste) wird ergänzt durch die Vermittlung der diensthabenden Apotheke und eine Vermittlung an den diensthabenden Zahnarzt im Bereitschaftsdienst der Kassenzahnärztlichen Vereinigung Thüringen - alles kostenfrei unter 116117.

KV Westfalen-Lippe und Lippeschutz

Die KVWL betreibt derzeit 63 allgemeinärztliche, 21 Kinder- und Jugendärztliche, sowie eine HNO-ärztliche Notfalldienstpraxis. 21 dieser Praxen erfüllen mittlerweile die Kriterien einer „Portalpraxis“. Die Tendenz ist steigend, da mehr und mehr die Zusammenarbeit mit den Kliniken im beiderseitigen Interesse verbessert wird. Dazu ist ein zentraler Fahrdienst mit insgesamt bis zu 53 Fahrzeugen organisiert.

In der Modellregion der Kreise Lippe/Höxter/Paderborn werden ca. 800.000 Patienten mittlerweile über die integrierte Leitstelle versorgt.

Die 116117 ist dabei für diese Regionen auf die Telefone der Leitstelle in Lippe geschaltet. Die Leitstelle koordiniert die 5 Fahrzeuge der KVWL die in diesem Bereich die Versorgung der Patienten durch Hausbesuche sicherstellt.