Neu im KBV-Vorstand: Dr. Sibylle Steiner stellt sich vor
Seit einem knappen Monat sind Sie im Amt. Wie geht es Ihnen?
Dr. Sibylle Steiner, Mitglied des Vorstands der KBV: „Ja, ich bin mit einem sehr eindeutigen Votum durch die KBV-Vertreterversammlung gewählt worden. Darüber freue ich mich natürlich und danke auch den Mitgliedern der KBV-Vertreterversammlung. Umso mehr bin ich mir natürlich auch der breiten Verantwortung bewusst, die mit diesem Amt einhergeht, und ich würde sagen, ich kucke mit einer Mischung aus Tatkraft, Respekt, Freude und auch Neugier auf die neuen und herausfordernden Aufgaben.“
Wie sieht die Zusammenarbeit mit Ihren Vorstandskollegen aus?
„Ich habe in der bisherigen Zusammenarbeit, auch in meiner alten Rolle, mit meinen beiden Kollegen, immer einen offenen und direkten Austausch erlebt, und das ist mir auch sehr wichtig. Als Vorstandsteam sind wir im Moment in der Phase der Abstimmung, der Ressortverteilung, sodass wir uns für die Zwischenzeit dafür entschieden haben, die Ressorts kommissarisch weiterzuführen, und in meinem Fall bedeutet es eben, dass ich die Ressorts von Herrn Dr. Kriedel übernommen habe, vorläufig übernommen habe, und da gehört auch das Thema Digitalisierung natürlich mit dazu. Ja, und darüber hinaus führe ich nach wie vor mein altes Dezernat ärztliche und veranlasste Leistungen weiter, bis auch dort die Frage der Nachfolge geklärt ist.“
Welche Aufgabenfelder hatten Sie bisher in der KBV?
„Ich habe bisher in der KBV das Dezernat ärztliche und veranlasste Leistungen geleitet. Da gehört als Aufgabenschwerpunkt die Interessensvertretung im gemeinsamen Bundesausschuss dazu. Ganz konkret sind es Dinge wie die Bewertung von neuen Untersuchungs- und Behandlungsmethoden, Prävention, Krebsfrüherkennung ist mit dabei. Natürlich ist ein großer Bereich die Arzneimittelversorgung, die Bewertung von neuen Arzneimitteln und aber auch natürlich die Definition des Leistungsanspruchs für verordnete Arzneimittel. Es gehören dazu, die Verordnungs-Voraussetzungen zu definieren im GBA für die veranlassten Leistungen, die Definition des psychotherapeutischen Leistungsspektrums, und es gehören dazu die Verfahren der sektorenübergreifenden Qualitätssicherung. Dann hatte ich auch die Aufgabe, Vertragsverhandlungen mit dem GKV-Spitzenverband, natürlich strategisch und fachlich zu führen, zum Beispiel für die Arzneimittelversorgung oder die Heilmittelversorgung. Es gehörten aber auch dazu dreiseitige Vereinbarungen mit dem GKV-Spitzenverband und der DKG zum Thema psychotherapeutische und psychosomatische Versorgung. Ja, und last but not least war ich die letzten zwei Jahre verantwortlich, und man kann sagen, glücklicherweise in den zurückliegenden Jahren der Corona-Pandemie, für die dezernatsübergreifende Taskforce zur Bewältigung der pandemiebedingten Aufgaben.“
Was haben Sie sich vorgenommen? Was sind Ihre Ziele?
„Ja, aus meiner Sicht muss es uns gelingen, verlässliche und angemessene Rahmenbedingungen für die Vertragsärztinnen und Vertragsärzte und Psychotherapeuten zu schaffen. Ich glaube, dass eine unserer größten Herausforderungen für die Zukunft ist, gerade den jüngeren Kolleginnen und Kollegen die Selbstständigkeit, die Attraktivität der Selbstständigkeit nahezubringen, und dafür müssen wir aus meiner Sicht gemeinsam mit den KVen noch mehr Angebote und neue Lösungen entwickeln. Ein Beispiel ist die Überregulierung abzubauen, weniger Regulierungen durchzusetzen. Ich denke, das ist uns in der Corona-Pandemie ganz gut gelungen mit diesen vielfältigen Sonderregelungen, und da ist es auf jeden Fall notwendig, dass wir diese Lessons Learned mitnehmen. Oder nehmen Sie das Beispiel Digitalisierung: Ich glaube, da müssen wir weg von dieser Diskussion um dysfunktionale Technik und hin zu den Fragestellungen, wie können wir eigentlich in den Praxen die Patientenversorgung erleichtern und hierfür einen Mehrwert tatsächlich zu schaffen. Und nach wie vor ist es aus meiner Sicht ein wichtiges Thema, dass wir natürlich Verordnungssicherheit für die Vertragsärzte und Psychotherapeuten schaffen.“
Was ist Ihnen in Ihrem neuen Amt wichtig?
„Also, sehr wichtig ist mir der direkte Austausch und die Diskussion mit den Kassenärztlichen Vereinigungen, denn ich meine, dass wir durch diese Diskussion auch gemeinsam zu besseren Lösungen für die vertragsärztliche und vertragspsychotherapeutische Versorgung kommen. Nehmen sie das Beispiel gemeinsamer Bundesausschuss. Mittlerweile regelt der GBA weite Teile des Versorgungsgeschehens, und da ist es uns in der Vergangenheit eben auch gelungen, gemeinsam mit den KVen und mit den Berufsverbänden zum Beispiel den Leistungskatalog um neue Untersuchungs- und Behandlungsmethoden zu erweitern, und darauf können wir uns nicht ausruhen, sondern wir müssen letztendlich gucken, dass wir hier auch weiterarbeiten und neue Leistungen in das System aufnehmen, die natürlich dann zur Folge haben, dass auch eine entsprechende Vergütung stattfindet. Wenn Sie mich fragen, was mir auch wichtig ist ins Haus hinein, dann ist es, ich habe in den vielen Jahren auch eine gute und vertrauensvolle Zusammenarbeit mit den Kolleginnen und Kollegen aufgebaut. Die möchte ich natürlich weiter pflegen und ausbauen und auch natürlich die entsprechende Ansprechpartnerin im Hause sein.“
Mit der Wahl zum Vorstandsmitglied der KBV Anfang März hat Dr. Sibylle Steiner einen gänzlich neuen Tätigkeitkeitsbereich bekommen. Das Haus selbst kennt die Ärztin, die bislang das Dezernat ärztliche und veranlasste Leistungen verantwortete, schon sehr gut. Auch mit ihren Vorstandskollegen hat sie bereits eng zusammengearbeitet. Im Interview erklärt sie, wie ihr bei der neuen Aufgabe wichtig ist, was sie sich dabei vorgenommen hat und wie sie die ambulante Versorgung stärken will.