eRezept: schnelle elektronische Signatur und bessere Fehler-Kontrolle
Warum haben Sie früh mit eRezepten begonnen?
Ja, wir sind eine, würde ich sagen, sehr digitalaffine Praxis, versuchen Papier da zu vermeiden, wo es geht und Prozesse gut zu digitalisieren. Deshalb war es eigentlich gar keine Frage, dass wir uns daran beteiligen. Zudem ist die KVWL auch auf uns zugekommen, da wir im ländlichen Raum eine Praxisstruktur haben mit vier verschiedenen Standorten, die aber alle als Gemeinschaftspraxis überörtlich hier funktionieren, um die Wege für die Menschen kurz zu halten.
Wie geht die Praxis mit vorbestellten Rezepten um?
In der Regel ist es so, dass die Medizinischen Fachangestellten die Rezepte vorbereiten. Rezeptwünsche, die die Praxis erreichen, zum Beispiel auf digitalem Weg über die Website oder über unsere Rezept-Hotline. Und wir dann schauen, dass wir diese Rezepte dann signieren, wenn wir Zeit für die Signaturen finden. Das heißt, die kommen in eine sogenannte Signaturliste. Das sieht aus wie ein großer E-Mail-Eingang, da sind alle Rezepte sozusagen aufgeführt und dann kann man die in einer ruhigen Minute mal durchklicken. Man sieht das Rezept wirklich in Bildschirmgröße vor sich, sieht noch mal genau, was verordnet wurde für wen. Man kann auch wirklich dann sehr, sehr schnell erkennen, ob es entsprechende Fehler gibt, ob das Präparat eigentlich auf einem Privatrezept hätte verordnet werden müssen oder überhaupt nicht und kann dann die Rezepte sag ich jetzt mal nach dem Durchschauen in einem Rutsch entsprechend freigeben, sodass sie dann signiert sind und damit auf dem eRezept-Server verfügbar. Ja, diese Zeiten muss man sich individuell schaffen. Das kann mal zwischen zwei Patienten-Kontakten sein, wenn man mal einen Moment hat. Das kann eine fixe Zeit sein, die man sich dafür einplant. Das kann am Ende der Vormittags-Sprechstunde sein. In der Regel ist es so: Wir haben uns am Anfang viel Gedanken dazu gemacht, wann signieren wir Rezepte. Es hat sich herausgestellt, diese ganze Problematik ist eigentlich gar nicht vorhanden, weil es so schnell geht und weil man immer zwischendurch mal einen Moment findet, um die aufgelaufenen Rezepte entsprechend freizugeben. Also wesentlich schneller, als wenn man sich irgendwo an den Tresen stellt und einen Stapel Rezepte unterschreibt.
Was überzeugt Sie noch?
Vor allem, und das ist für mich ein ganz, ganz wichtiger Punkt: Wir stellen fest, es passieren viel, viel weniger Fehler. Ja, hat man sonst zwischen Tür und Angel schon mal einen Stapel Rezepte hingelegt bekommen und einfach unterschrieben, vielleicht auch unter der Vorstellung, es wird schon alles richtig sein, guckt man jetzt jedes Rezept wirklich noch mal ganz genau nach. Man hat das in Bildschirmgröße vor sich und da fällt dann eben auf, wenn dann doch vielleicht eine Mitarbeiterin im Eifer des Gefechts ein Rezept auf ein Kassenrezept gepackt hat, ein Medikament, was eigentlich auf ein Privatrezept gehört oder was auch schon mal vorkommt, dass Patienten, auch aus Bequemlichkeit oder Nicht-Wissen, zum Beispiel ein Chemotherapeutikum oder ein sehr hochpreisiges Multiple-Sklerose-Medikament, was sonst über die Neurologen verordnet wird, dann einfach mal hier bestellen. Solche Dinge fallen dann einfach auf.
Was mussten Sie technisch vorbereiten?
Es musste prinzipiell nichts geändert werden. Wir haben unserem Softwareanbieter gesagt, dass wir die Komfortsignatur nutzen wollen. Die Firma hat sich per Remote auf unseren Server geschaltet, das eingerichtet und das war dann nach ein paar Minuten fertig. Also das habe ich jetzt nicht als großen Aufwand empfunden. Es war weniger Aufwand als zum Beispiel einen neuen Drucker einzubinden oder so was in der Art.
Wie funktioniert die Komfortsignatur?
Ja, also vom Prinzip her ist es so: Man kommt als Arzt, als Ärztin morgens in die Praxis. Das erste, was man tut, man steckt seinen Heilberufeausweis in ein Kartenlesegerät. Wir haben mittlerweile an allen Sprechzimmer-Standorten zusätzlich zu den Anmeldungen entsprechende Geräte stehen und das erste, was gemacht wird, man steckt seinen Heilberufeausweis ein und aktiviert die Komfortsignatur. Also dass man 250 Rezepte oder AUs signieren kann, ohne dass man jedes Mal diese mehrstellige PIN immer wieder unter einem schönen Rauschen eingeben muss. Was wir halt lernen mussten, gerade als standortübergreifende Praxis, man muss den Heilberufeausweis mitnehmen, genauso wie seinen Personalausweis oder Autoschlüssel oder was auch immer. Das hat am Anfang etwas gehakt, weil man ihn gerne schon mal stecken lässt im Terminal, aber dann, ohne diesen Ausweis an einem anderen Standort ist man sozusagen fast nicht funktionsfähig.
Und wenn man das Sprechzimmer wechselt?
Es reicht also völlig aus, wenn der Heilberufeausweis in irgendeinem Terminal in der Praxis steckt, und man kann dann letzten Endes an allen Arbeitsplätzen, die mit dem Praxisverwaltungssystem verbunden sind, signieren. Es ist nicht arbeitsplatzgekoppelt, sondern es ist eine systemweite Freigabe. Ja und das Gute ist auch, in der Regel haben die Lesegeräte zwei Steckplätze, also einen oben, einen seitlich, sodass man theoretisch sogar zwei Heilberufeausweise in ein Kartenlesegerät stecken kann.
Ihr Tipp für andere Praxen?
Ja, also meine Empfehlung wäre nicht erst am 1.1. zu beginnen, weil es doch immer noch mal die ein oder andere organisatorische oder technische Schwierigkeit geben könnte, dass es alles so klappt mit der Freigabe, mit der Signatur, mit möglicherweise dem Drucken oder auch nicht Drucken. Gegebenenfalls müssen auch noch Arbeitsabläufe angepasst werden. Und die Frage: Wann werden Rezepte erstellt und wann werden diese sozusagen signiert? Da müsste man sich überlegen, was passt so für meinen eigenen Workflow am besten? Also so wie wir es machen, ist jetzt nicht unbedingt vielleicht für alle die geeignetste Variante, aber es ist der Modus, der für uns selber am besten passt. Und das müsste jeder sich einmal überlegen und dann würde ich ganz gezielt starten und in die Umsetzung gehen.
Die Praxis von Prof. Charles Christian Adarkwah, Facharzt für Allgemeinmedizin in Kreuztal, profitiert vom eRezept: Die Komfortsignatur ermöglicht es, Rezepte flexibler und schneller zu unterschreiben als früher. Dazu haben die Ärztinnen und Ärzte eine bessere Kontrolle über vorbereitete Rezepte. Wie seine Praxis mit der Komfortsignatur arbeitet, beschreibt er im Video.