Referentenentwurf zum KHVVG
Wie ist Ihre Einschätzung zum Referentenentwurf?
Dr. Stephan Hofmeister, stellv. Vorstandsvorsitzender der KBV
"Ja, wir waren natürlich sehr überrascht, insbesondere aus hausärztlicher Sicht zu lesen, was darinsteht. In welcher Weise plötzlich, anstatt die ambulante Versorgung zu stärken, die Krankenhäuser sehr ungeniert geöffnet werden, auch noch konkurrierend in Bereichen, wo es noch genug Ärztinnen und Ärzte gibt."
Was will der Bundesgesundheitsminister damit erreichen?
Dr. Stephan Hofmeister, stellv. Vorstandsvorsitzender der KBV
"Das muss man ihn fragen. Für uns ist klar, dass damit in den Regionen, wo wir noch genügend Ärzte haben, Konkurrenz geschaffen wird zu den Hausärztinnen und den Hausärzten und in den Regionen, wo es Hausärztinnen und Hausärzte nicht gibt, in der Regel auch keine Kliniken mehr sind und oder diese eben auch kein Personal haben, so dass nicht ganz klar ist, wie das jetzt weiterhelfen soll. Interessant ist, dass dafür aber zweieinhalb Milliarden Euro zur Verfügung stehen sollen."
Was würde das für die hausärztliche Versorgung bedeuten?
Dr. Stephan Hofmeister, stellv. Vorstandsvorsitzender der KBV
"Zwei Sachen, zum einen ist eine unmittelbare Konkurrenz in den 110 % Gebieten, die wiederum finanziell gefördert wird und von den Kliniken getragen wird. Da entsteht also eine wirtschaftlich starke Konkurrenz, die gleichzeitig nicht die gleichen Kosten hat. Die Strukturen wie andere Hausärztinnen und Hausärzte, zum einen und zum anderen ist es ein fatales Signal. Wir wollen eine Stärkung der hausärztlichen Versorgung vor Ort und der Praxen und eine Zukunftssicherung dieser Praxen und nicht ein Öffnen der Kliniken für die hausärztliche Versorgung."
Wäre es für Patienten eine Verbesserung?
Dr. Stephan Hofmeister, stellv. Vorstandsvorsitzender der KBV
"Kann mir kaum vorstellen, wie das der Fall sein soll. Zum einen, da wo nichts mehr ist, wird auch keine Klinik sein. Das heißt, wenn an Kliniken so etwas stattfindet, ist es zentralisiert und nicht dezentral, nicht wohnortnah. Das ist widerspricht sich diametral. Das kann man leicht verstehen. Zum einen, zum anderen haben die Kliniken ja auch keine Allgemeinärzte und Allgemeinärztinnen in ihrem Portfolio. Auch denen fehlt das Personal. Für originäre hausärztliche Arbeit braucht es aber diese Ausbildung. Das können nicht einfach Chirurgen oder Internisten en passant nebenher machen."
Gibt es auch Auswirkungen auf die fachärztliche Versorgung?
Dr. Stephan Hofmeister, stellv. Vorstandsvorsitzender der KBV
"Ja, dort soll es ja auch so ein Modell geben. Allerdings dort bisher jedenfalls, laut des vorliegenden Entwurfs nur tatsächlich in unterversorgten Regionen. Da kann man nicht dieselbe Frage stellen Wo sollen dann dort die Fachärztinnen und Fachärzte herkommen, die so was tun können? Wo sind denn dort noch Kliniken, die so was tun könnten und sind das Überlebensfähige Häuser, ja oder nein? Insofern gilt hier eigentlich Ähnliches. Es ist etwas abgeschwächt dadurch, dass es nicht in den noch vollständig besetzten Gebieten gemacht werden soll, sondern nur da, wo tatsächlich jetzt schon eklatanter Mangel ist."
Was wird die KBV nun tun?
Dr. Stephan Hofmeister, stellv. Vorstandsvorsitzender der KBV
"Wir haben natürlich uns deutlich geäußert zu dem Entwurf. Wir halten ihn für nicht tragfähig. Wir halten ihn fast schon für ein Schlag ins Gesicht auch der Hausärztinnen und Hausärzte und auf jeden Fall für die falsche Richtung. Wenn wir über ambulante Sicherung sprechen."
Laut jüngst vorgelegtem Referentenentwurf zum „Gesetz zur Verbesserung der Versorgungsqualität im Krankenhaus“ plant das BMG, die hausärztliche Versorgung verstärkt in Kliniken stattfinden zu lassen. Für Dr. Stephan Hofmeister, stellvertretender Vorstandsvorsitzender der KBV, ist das Vorhaben „Ein Schlag ins Gesicht von Hausärztinnen und Hausärzten“.