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Stand 11.06.2024

Klima- und Hitzeschutz

Der Klimawandel sorgt verstärkt für Extremwetterereignisse. Hitzewellen sind intensiver geworden und nehmen zu.

Das wirkt sich ganz konkret auf die Gesundheit der Menschen und somit auch auf die Arbeit der niedergelassenen Ärztinnen und Ärzte sowie Psychotherapeutinnen und Psychotherapeuten aus.

Auf dieser Seite finden Sie Informationen, die Sie bei der Vorbereitung auf anstehende Hitzewellen und der Aufklärung Ihrer Patientinnen und Patienten zu den Gefahren und Präventionsmaßnahmen unterstützen sollen. Zudem stellen wir Initiativen und Maßnahmen zum Klimaschutz von und für Praxen vor.

Hitzeschutz in Praxen

Praxen und MVZ sollten sich auch mit dem Risiko „Hitze“ befassen. Wie können Ärztinnen und Ärzte sowie Psychotherapeutinnen und Psychotherapeuten sich und ihr Personal, Räumlichkeiten und Arbeitsabläufe auf Hitzewellen vorbereiten? Welche vorbeugenden Maßnahmen können konkret ergriffen und wie Patientinnen und Patienten im Sommer geschützt werden? Dies sollten Praxen in einem Hitzeschutzplan festhalten.

Hierfür gibt es Muster-Hitzeschutzpläne des Aktionsbündnisses Hitzeschutz Berlin, die die KBV für ambulante Praxen weiterentwickelt und als praktische Checkliste veröffentlicht hat. Die Checkliste kann an die individuellen Gegebenheiten der Praxis angepasst werden.

Hitzeschutz: Informationen für Praxen

Patientinnen und Patienten über Gefahren aufklären

Besonders Risikogruppen sollten aktiv über die Gefahren von Hitze und vorbeugende Maßnahmen informiert werden. Dazu zählen ältere und chronisch kranke Menschen, Säuglinge und Kleinkinder sowie Schwangere. Auch für Menschen, die im Freien körperlich schwer arbeiten, intensiv Sport treiben oder bestimmte Medikamente nehmen, kann Hitze besonders gefährlich werden.

Hinweise zur Ansprache vulnerabler Gruppen hat die Deutsche Allianz Klimawandel und Gesundheit (KLUG) im Auftrag des Bundesgesundheitsministeriums hier zusammengestellt.

Informationen für das Wartezimmer

Klimaschutz in Praxen

Um sich besser mit der Thematik Klima- und Hitzeschutz auseinandersetzen zu können und nützliche Tipps für die eigene Praxis sowie das eigene Handeln zu erhalten, können sich Ärztinnen und Ärzte sowie Psychotherapeutinnen und Psychotherapeuten beispielsweise bei nachfolgenden Organisationen und Initiativen informieren:

KlimaDocs – Mehr Gesundheit durch Klimaschutz

Die KlimaDocs sind ein Netzwerk von Ärztinnen und Ärzten, die mehr Verantwortung für den Klimaschutz und damit auch für die Gesundheit ihrer Patientinnen und Patienten übernehmen möchten.

Sie informieren darüber, wie eng unsere Gesundheit und unsere Umwelt miteinander verbunden sind und welche einfachen Alltags-Tipps sich eignen, um beides zu schützen.

Die KlimaDocs rücken die gesundheitlichen Vorteile einer klimafreundlichen Ernährung, Mobilität, Energieversorgung sowie des Artenschutzes und eines bewussten Konsumverhaltens in den Vordergrund. Dafür nutzen sie ansprechendes Informationsmaterial für das Wartezimmer wie zum Beispiel Flyer, Poster und einen Videoclip.

Klima- und Umweltschutz bedeutet vor allem einen Gewinn an Gesundheit und Lebensqualität für uns alle.

Sie sind Arzt oder Ärztin und Ihnen liegt Klimaschutz am Herzen? Über die Website können Sie das Informationsmaterial kostenfrei bestellen und damit ganz einfach KlimaDoc werden.

KlimaDocs

KLUG – Deutsche Allianz Klimawandel und Gesundheit

Der Klimawandel ist die größte Bedrohung der Gesundheit in diesem Jahrhundert. Mit dem Wissen, dass Klimaschutz auch die größte Chance für die Gesundheit ist, hat sich 2017 die Deutsche Allianz Klimawandel und Gesundheit (KLUG) als gemeinnütziger Verein gegründet.

KLUG ist ein Netzwerk von Einzelpersonen, Organisationen und Verbänden aus dem Gesundheitsbereich mit circa 400 aktiven Mitgliedern und mehr als 20 Mitgliedsorganisationen.

KLUG macht deutlich, welche weitreichenden Folgen die Klimakrise auf die Gesundheit hat und befähigt die Gesundheitsberufe zu Akteurinnen und Akteuren der notwendigen gesamtgesellschaftlichen Transformation zu werden.

Das gelingt, indem KLUG Inhalte in die Aus- und Fortbildung der Gesundheitsberufe einbringt, Lösungen zur Senkung des CO2-Fußabdrucks und Ressourcenverbrauchs in den Gesundheitseinrichtungen erarbeitet, Entscheiderinnen und Entscheider in der Politik adressiert und dies durch aktive Öffentlichkeitsarbeit begleitet.

Um schnell Lösungen zu entwickeln, arbeitet KLUG in unterschiedlichsten Konstellationen und innovativen Formaten an verschiedenen Transformationsprojekten (Health For Future Bewegung mit über 70 Ortsgruppen, Planetary Health Academy für Bildungsangebote, Centre for Planetary Health Policy als gesellschaftspolitische Denkfabrik). 

KLUG - Deutsche Allianz Klimawandel und Gesundheit
www.hitze.info

Links zu weiteren Initiativen und Angeboten

Hier finden Sie Links zur weiteren Initiativen und Angeboten rund um die Themen Klima- und Hitzeschutz:

Initiative und Informationsportal Klima-Mensch-Gesundheit (BZgA)
Hitzeaktionstag
Aktionsbündnis Hitzeschutz Berlin

Meine Meinung: Klimaschutz ist Gesundheitsschutz

Dr. Susanne Balzer, Fachärztin für Innere Medizin

"Die gesundheitlichen Folgen des Klimawandels sind in der Praxis spürbar. Wir erleben mehr Hitzewellen, mehr Hitzeperioden, es gibt verlängerte allergene Perioden mit mehr Allergien oder auch neuen Allergien wie die Ambrosia. Wir erleben psychische Folgen des Klimawandels mit Verunsicherung und Ängsten, Zukunfts Pessimismus als auch eine Zunahme zoonotischer Erkrankungen, wie jetzt unmittelbar eine Hausarztpraxis so nicht auffallen. Bisher nur in der Beratung. Vielleicht, dass man sagt, es gibt mehr FSME Erkrankungen oder mehr in Gebiete für die FSME, aber wir wissen das zoonotische Erkrankungen durch den Klimawandel ebenso auf dem Vormarsch sind. Als Beispiel sei das Nil-Fieber genannt.

Wieso engagieren Sie sich für den Klimaschutz?

Dr. Susanne Balzer, Fachärztin für Innere Medizin

"Ich bin dazu gekommen, mich für den Klimaschutz zu engagieren, weil letztendlich Klimaschutz Gesundheitsschutz ist. Und wenn man die Fakten sieht und die Wissenschaft hört, die dringlichst die Klimakrise benennt, dann kommt man auch als Ärztin nicht umhin, das Thema anzunehmen und auch die Gefahr für die Bevölkerung und die Patienten darin zu sehen."

Was tun Sie in Ihrer Praxis für den Klimaschutz?

Dr. Susanne Balzer, Fachärztin für Innere Medizin

"Zum Beispiel haben wir auf Ökostrom umgestellt. Wir nutzen einen LED-Beleuchtung. Das Konzept Wir kommen mit dem Fahrrad zur Arbeit, machen unsere Hausbesuche mit dem Fahrrad oder zu Fuß und bezahlen unseren Mitarbeiterinnen einen Job Ticket und versuchen möglichst Papier freie die Praxis zu organisieren, das heißt zu digitalisieren, was ja auch im Moment quasi eine Notwendigkeit der Zeit ist. Aber trotzdem ist es immer noch so, dass man viel Papier anfällt, trotz Digitalisierung. Und das kann man auch nach möglichst bestem Wissen und Gewissen versuchen zu reduzieren. Genau das sind ein paar Punkte vom Organisatorischen her und wir versuchen unseren Medikamenten verschreibungspflichtig Verhalten zu verbessern, dass man dort einfach Multimedikation verhindert. Ein Beispiel sein dosiert Aerosole dort auf Pulver Aerosole umzustellen, in Pulver-Inhalator umzustellen, weil die einfach einen geringeren CO2-Fußabdruck haben."

Welche Tipps können Sie Ärztinnen und Ärzten geben?

Dr. Susanne Balzer, Fachärztin für Innere Medizin

"Den Stromanbieter auf einen reinen Ökostromanbieter zu wechseln, ist gar nicht schwer. Und weitere Maßnahmen gibt es inzwischen. Tolle Checklisten, unter anderem auch von der Deutschen Gesellschaft für Innere Medizin. Haben wir auf der Seite der Hausärzte Ihnen Internisten, wo ich sage, das Ressort Klimaschutz leite eine schöne Checkliste, wo man sich abarbeiten kann und schauen kann, was kann ich alles tun und sich einfach einzelne Punkte herauszugreifen. Und ansonsten wäre es sinnvoll, das dass ich einfach möglichst viele Ärzte auf den Weg machen und unseren Patienten und Patientinnen Gesprächsangebote liefern. Denn ich glaube, wir niedergelassenen Ärzte erreichen einfach ein Gros der Bevölkerung. Und wenn da möglichst viele Anreize gesetzt werden und Patientinnen und Patienten auch von ihren Ärzten motiviert werden. Klima schützen ist Verhalten zu implementieren und sich auf den Weg machen. Dann haben wir einfach einen großen großen Ansatz in der Bevölkerung."

Wie reagieren Patientinnen und Patienten auf Ratschläge zum Klimaschutz?

Dr. Susanne Balzer, Fachärztin für Innere Medizin

"Es ist glaube ich so, dass die Patientinnen und Patienten, die sich bereits auf den Weg gemacht haben und das Thema auch irgendwo für sich durchdacht oder angenommen haben, da sehr positiv drauf reagieren. Ich habe sehr viele Patientinnen und Patienten, die sich bereits relativ Tierarzt ernähren, sei es vegetarisch oder vegan oder auch ihre Mobilität bereits gut umgestellt haben. Aber ich sage mal jemanden, der da nicht so richtig zugänglich ist, den kriege ich auch in der Kürze der Zeit natürlich nicht dazu beraten oder motiviert, das zu ändern. Ich sage mal, Klimaschutzmaßnahmen aufzugreifen. Da ist immer ganz schön, wenn man Win-Win Aspekte herausstellt und sagt Schauen Sie, wenn Sie sich Fleisch arm ernähren oder Fleisch auch nur in einem reduzierten Maße konsumieren, tun Sie etwas für Ihre Gesundheit und auch für das Klima. Oder wenn Sie die Mobilität vom individualisierten Motor Verkehr umstellen auf zu Fuß gehen Fahrradfahren. Auch dann haben Sie sowohl für Ihren Bewegungsapparat, Ihre Psyche als auch für das Klima einen Vorteil geschaffen."

Was muss sich in der Gesundheitspolitik in Zukunft ändern?

Dr. Susanne Balzer, Fachärztin für Innere Medizin

"In der Gesundheitspolitik würde ich mir sehr wünschen, dass dort mehr Verantwortung übernommen wird, dass Institutionen, gesundheitspolitische Einrichtungen, unter anderem auch die Kassenärztliche Bundesvereinigung, die einzelnen KV schauen, die Ärztekammern, die Versorgungswerk, aber auch die medizinischen Fachgesellschaften ihrer Verantwortung gerecht werden und Klimaschutz implementieren. Klimaschutz leben, aber auch Anreize setzen für die Einzelnen, die in ihren Praxen oder in den Krankenhäusern umzusetzen. Ich denke, dann wird sich auch relevant etwas bewegen, in Richtung eines klimaneutralen Gesundheitssektor. Denn das Engagement oder das ehrenamtliche Engagement Beispiel meinerseits kann kann so was nicht langfristig schultern. Das muss von oberer Ebene kommen, um Veränderungen zu bewirken."

Trägt eine kleine Arztpraxis viel zum Klimaschutz bei?

Dr. Susanne Balzer, Fachärztin für Innere Medizin

"Das ist genauso, wie wenn wir individuelle Lebensstile Veränderungen im Privaten umsetzen. Alleine bringt es nicht viel, aber in der Masse ist man stark. Und da denke ich, dass es letztendlich sinnvoll ist, dass sich einfach so viele wie möglich auf den Weg machen und das nach besten Wissen und Gewissen, um einfach mit beizutragen zu einem klimaneutralen Gesundheitssektor. Und dazu gehört einfach auch jede Arztpraxis und jedes Krankenhaus."

Dr. Susanne Balzer ist hausärztliche Internistin aus Köln. Sie setzt sich für Klimaschutz in der Primärversorgung und die Reduktion von Treibhausgasemissionen in der Arztpraxis ein. Im Interview spricht sie über die Rolle der Ärzteschaft beim Thema Klimawandel und gibt Tipps, wie Ärztinnen und Ärzte Klimaschutz in ihren Praxen umsetzen können.