Dr. Susanne Balzer, Fachärztin für Innere Medizin
"Die gesundheitlichen Folgen des Klimawandels sind in der Praxis spürbar. Wir erleben mehr Hitzewellen, mehr Hitzeperioden, es gibt verlängerte allergene Perioden mit mehr Allergien oder auch neuen Allergien wie die Ambrosia. Wir erleben psychische Folgen des Klimawandels mit Verunsicherung und Ängsten, Zukunfts Pessimismus als auch eine Zunahme zoonotischer Erkrankungen, wie jetzt unmittelbar eine Hausarztpraxis so nicht auffallen. Bisher nur in der Beratung. Vielleicht, dass man sagt, es gibt mehr FSME Erkrankungen oder mehr in Gebiete für die FSME, aber wir wissen das zoonotische Erkrankungen durch den Klimawandel ebenso auf dem Vormarsch sind. Als Beispiel sei das Nil-Fieber genannt.
Wieso engagieren Sie sich für den Klimaschutz?
Dr. Susanne Balzer, Fachärztin für Innere Medizin
"Ich bin dazu gekommen, mich für den Klimaschutz zu engagieren, weil letztendlich Klimaschutz Gesundheitsschutz ist. Und wenn man die Fakten sieht und die Wissenschaft hört, die dringlichst die Klimakrise benennt, dann kommt man auch als Ärztin nicht umhin, das Thema anzunehmen und auch die Gefahr für die Bevölkerung und die Patienten darin zu sehen."
Was tun Sie in Ihrer Praxis für den Klimaschutz?
Dr. Susanne Balzer, Fachärztin für Innere Medizin
"Zum Beispiel haben wir auf Ökostrom umgestellt. Wir nutzen einen LED-Beleuchtung. Das Konzept Wir kommen mit dem Fahrrad zur Arbeit, machen unsere Hausbesuche mit dem Fahrrad oder zu Fuß und bezahlen unseren Mitarbeiterinnen einen Job Ticket und versuchen möglichst Papier freie die Praxis zu organisieren, das heißt zu digitalisieren, was ja auch im Moment quasi eine Notwendigkeit der Zeit ist. Aber trotzdem ist es immer noch so, dass man viel Papier anfällt, trotz Digitalisierung. Und das kann man auch nach möglichst bestem Wissen und Gewissen versuchen zu reduzieren. Genau das sind ein paar Punkte vom Organisatorischen her und wir versuchen unseren Medikamenten verschreibungspflichtig Verhalten zu verbessern, dass man dort einfach Multimedikation verhindert. Ein Beispiel sein dosiert Aerosole dort auf Pulver Aerosole umzustellen, in Pulver-Inhalator umzustellen, weil die einfach einen geringeren CO2-Fußabdruck haben."
Welche Tipps können Sie Ärztinnen und Ärzten geben?
Dr. Susanne Balzer, Fachärztin für Innere Medizin
"Den Stromanbieter auf einen reinen Ökostromanbieter zu wechseln, ist gar nicht schwer. Und weitere Maßnahmen gibt es inzwischen. Tolle Checklisten, unter anderem auch von der Deutschen Gesellschaft für Innere Medizin. Haben wir auf der Seite der Hausärzte Ihnen Internisten, wo ich sage, das Ressort Klimaschutz leite eine schöne Checkliste, wo man sich abarbeiten kann und schauen kann, was kann ich alles tun und sich einfach einzelne Punkte herauszugreifen. Und ansonsten wäre es sinnvoll, das dass ich einfach möglichst viele Ärzte auf den Weg machen und unseren Patienten und Patientinnen Gesprächsangebote liefern. Denn ich glaube, wir niedergelassenen Ärzte erreichen einfach ein Gros der Bevölkerung. Und wenn da möglichst viele Anreize gesetzt werden und Patientinnen und Patienten auch von ihren Ärzten motiviert werden. Klima schützen ist Verhalten zu implementieren und sich auf den Weg machen. Dann haben wir einfach einen großen großen Ansatz in der Bevölkerung."
Wie reagieren Patientinnen und Patienten auf Ratschläge zum Klimaschutz?
Dr. Susanne Balzer, Fachärztin für Innere Medizin
"Es ist glaube ich so, dass die Patientinnen und Patienten, die sich bereits auf den Weg gemacht haben und das Thema auch irgendwo für sich durchdacht oder angenommen haben, da sehr positiv drauf reagieren. Ich habe sehr viele Patientinnen und Patienten, die sich bereits relativ Tierarzt ernähren, sei es vegetarisch oder vegan oder auch ihre Mobilität bereits gut umgestellt haben. Aber ich sage mal jemanden, der da nicht so richtig zugänglich ist, den kriege ich auch in der Kürze der Zeit natürlich nicht dazu beraten oder motiviert, das zu ändern. Ich sage mal, Klimaschutzmaßnahmen aufzugreifen. Da ist immer ganz schön, wenn man Win-Win Aspekte herausstellt und sagt Schauen Sie, wenn Sie sich Fleisch arm ernähren oder Fleisch auch nur in einem reduzierten Maße konsumieren, tun Sie etwas für Ihre Gesundheit und auch für das Klima. Oder wenn Sie die Mobilität vom individualisierten Motor Verkehr umstellen auf zu Fuß gehen Fahrradfahren. Auch dann haben Sie sowohl für Ihren Bewegungsapparat, Ihre Psyche als auch für das Klima einen Vorteil geschaffen."
Was muss sich in der Gesundheitspolitik in Zukunft ändern?
Dr. Susanne Balzer, Fachärztin für Innere Medizin
"In der Gesundheitspolitik würde ich mir sehr wünschen, dass dort mehr Verantwortung übernommen wird, dass Institutionen, gesundheitspolitische Einrichtungen, unter anderem auch die Kassenärztliche Bundesvereinigung, die einzelnen KV schauen, die Ärztekammern, die Versorgungswerk, aber auch die medizinischen Fachgesellschaften ihrer Verantwortung gerecht werden und Klimaschutz implementieren. Klimaschutz leben, aber auch Anreize setzen für die Einzelnen, die in ihren Praxen oder in den Krankenhäusern umzusetzen. Ich denke, dann wird sich auch relevant etwas bewegen, in Richtung eines klimaneutralen Gesundheitssektor. Denn das Engagement oder das ehrenamtliche Engagement Beispiel meinerseits kann kann so was nicht langfristig schultern. Das muss von oberer Ebene kommen, um Veränderungen zu bewirken."
Trägt eine kleine Arztpraxis viel zum Klimaschutz bei?
Dr. Susanne Balzer, Fachärztin für Innere Medizin
"Das ist genauso, wie wenn wir individuelle Lebensstile Veränderungen im Privaten umsetzen. Alleine bringt es nicht viel, aber in der Masse ist man stark. Und da denke ich, dass es letztendlich sinnvoll ist, dass sich einfach so viele wie möglich auf den Weg machen und das nach besten Wissen und Gewissen, um einfach mit beizutragen zu einem klimaneutralen Gesundheitssektor. Und dazu gehört einfach auch jede Arztpraxis und jedes Krankenhaus."