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Historie labordiagnostischer Empfehlungen
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Der Vorstand der KBV erhielt mit Beschluss der Vertreterversammlung den Auftrag zur Weiterentwicklung im Bereich Labor.
Deren Notwendigkeit bestand unter anderem durch den starken Anstieg der Leistungsmengen im Laborbereich, begründet durch die allgemeine Mengendynamik und die nicht ausreichende Wirkung der Mengenbegrenzungsregelungen. Die Beschlussfassung zur Weiterentwicklung Labor erfolgte durch den Bewertungsausschuss (BA) in seiner 412. Sitzung.
Die ärztliche Selbstverwaltung und die Berufsverbände wollen mit Hilfe einer sinnvollen Indikationsstellung und einem ressourcenschonenden Umgang mit laboratoriumsmedizinischer Diagnostik eine qualitativ gute Laborversorgung sicherstellen.
Entstehung von labordiagnostischen Empfehlungen
In Zusammenarbeit mit Berufsverbänden begann die KBV im Jahr 2019 mit der intensiven Erarbeitung labordiagnostischer Empfehlungen. Im Laufe des Jahres wurden so in einem ersten Schritt gemeinsam wichtige Indikationen identifiziert.
Im nächsten Schritt war das Kompetenzzentrum Labor der KBV dafür zuständig, diese Indikationen nach Erst- und Verlaufsdiagnostik sowie Therapie- und Medikamentenmonitoring zu sortieren und zu strukturieren. Anschließend erfolgte durch die Berufsverbände unter Berücksichtigung der Versorgungsrelevanz, der klinischen Fragestellung, der Alltagsrelevanz und der entsprechenden Zielgruppen die Priorisierung der zu bearbeitenden Indikationen.
Einigung auf sechs Startindikationen
Nach eingehenden Beratungen und Diskussionen unter Moderation des Kompetenzzentrums Labor der KBV einigten sich die Berufsverbände Ende 2019 auf sechs sogenannte Startindikationen, deren Bearbeitung als vordringlich angesehen wurde.
Bewusst hat man sich hier auf das Generieren von Empfehlungen im Sinne von Vorschlägen für die vertragsärztliche Praxis geeinigt. Anfang 2020 nahm die Kommission „Labordiagnostische Empfehlungen“ ihre Arbeit auf.
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Die Kommission „Labordiagnostische Empfehlungen“
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Die Kommission unter Moderation des Kompetenzzentrums Labor der KBV setzt sich aus ständigen und indikationsbezogenen Mitgliedern zusammen. Zu den ständigen Mitgliedern zählen Internisten, Hausärzte, Labormediziner und Mikrobiologen, die von ihren jeweiligen Berufsverbänden als Vertreter benannt wurden.
Diese werden durch indikationsbezogene Mitglieder, wie Spezialisten und/oder Fachärzte für die zu bearbeitende Indikation unterstützt. Ein gemeinsam erstelltes Konzept regelt die Herangehensweise und methodischen Anforderungen an die Generierung der Empfehlungen.
So soll bei der Priorisierung und Pfadgenerierung die klinische Fragestellung im Mittelpunkt stehen und die Empfehlungen sollen nach konsentiertem Schema im Sinne einer Stufendiagnostik gleich aufgebaut sein. Die erstellten Pfade besitzen eine einheitliche Struktur aus einem grafischen Ablaufschema und einem begleitenden bzw. erläuternden Text.
Die inhaltliche Ausrichtung der Empfehlungen erfolgt auf Grundlage einer gemeinsamen Bewertung der aktuell vorliegenden Evidenz (themenrelevante Literatur) sowie auf deren EBM-Konformität. Zur Erarbeitung bzw. Überarbeitung bestehender labordiagnostischer Empfehlungen wurde ein zweistufiges Vorgehen etabliert, um die Arbeit der Kommission so effektiv wie möglich zu gestalten.
In der ersten Stufe erfolgt die Erstellung bzw. Aktualisierung des Flussdiagramms, das den Ablauf der Diagnostik übersichtlich darstellt. Das Kompetenzzentrum Labor der KBV prüft und vergleicht dazu ggf. bereits vorhandene Pfade, ob Widersprüche untereinander und zu aktuellen Leitlinien (nationalen und internationalen) sowie anderen relevanten Quellen bestehen.
Unterschiede und Abweichungen werden daraufhin aufgearbeitet und grafisch sowie mittels eines Fragenkatalogs den Kommissionsmitgliedern als Vorbereitung für eine Kommissionssitzung zur Verfügung gestellt. Auf dieser Basis erfolgt in der Sitzung eine fachliche Diskussion und idealerweise eine Konsensfindung zum überarbeiteten Flussdiagramm.
Die zweite Stufe umfasst die Erstellung des begleitenden Textes bzw. der Erläuterungen durch das Kompetenzzentrum Labor, der durch die Kommissionsmitglieder wiederum geprüft und ergänzt wird. Im schriftlichen Umlauf, ggf. in einer weiteren Kommissionssitzung erfolgt anschließend die fachliche Diskussion und Konsensfindung zum Textvorschlag.
Die Veröffentlichung der gemeinsam erarbeiteten diagnostischen Empfehlungen erfolgt daraufhin durch die KBV unter Angabe des Bearbeitungsstandes. Die labordiagnostischen Pfade werden nach ihrer Veröffentlichung in regelmäßigen Abständen überprüft und ggf. aktualisiert.
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Berufsverbände in der Kommission
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ALM - Akkreditierte Labore in der Medizin e.V.
BDI - Berufsverband Deutscher Internisten e.V.
BDL - Berufsverband Deutscher Laborärzte e.V.
BDRh - Berufsverband Deutscher Rheumatologen e.V.
BNHO - Berufsverband der Niedergelassenen Hämatologen und Onkologen e.V.
BVF – Berufsverband der Frauenärzte e.V.
DEGAM – Deutsche Gesellschaft für Allgemeinmedizin und Familienmedizin
DGfN - Deutsche Gesellschaft für Nephrologie e.V.
DGKL – Deutsche Gesellschaft für Klinische Chemie und Laboratoriumsmedizin e.V
HÄV – Hausärztinnen- und Hausärzteverband e.V.
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Kompetenzzentrum (CoC) Labor
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Das Kompetenzzentrum Labor der KBV ist im KV-System der Ansprechpartner bei Fragen und Aufgaben im Laborbereich. In Zusammenhang mit der Arbeit der Kommission „Labordiagnostische Empfehlungen“ unterstützt das Kompetenzzentrum Labor die Kommissionsmitglieder mit seiner naturwissenschaftlich-medizinischen Expertise bei der Erstellung der Pfade sowie der Sitzungsorganisation und -moderation.
Für die Entwicklung bzw. Überarbeitung der diagnostischen Pfade sichtet es die aktuelle Literatur, nationale sowie internationale Leitlinien und erarbeitet in enger Abstimmung mit den Kommissionsmitgliedern die Flussdiagramme und begleitenden Texte. Durch seine Beteiligung an den labordiagnostischen Empfehlungen trägt das Kompetenzzentrum Labor der KBV dazu bei, niedergelassene Ärzte zur Anwendung einer ressourcenschonenden und sinnvollen Stufendiagnostik zu ermutigen.