Mit dem Mittagstalk greift die KBV aktuelle Themen auf, um über die Weiterentwicklung des deutschen Gesundheitswesens zu debattieren. Der Mittagstalk richtet sich an Entscheider aus Politik, Ärzteschaft, Verbänden, Patientengruppen sowie an Journalistinnen und Journalisten. In der aktuellen Ausgabe diskutierte KBV-Vorstandsmitglied Dr. Sibylle Steiner mit Melanie Wendling, Geschäftsführerin des Branchenverbands bvitg e.V., zum Thema Digitalisierung.
Programm
Moderation: Denis Nößler, Chefredakteur Ärzte Zeitung
12.30 Uhr |
Begrüßung
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im Anschluss |
Diskussion
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ab 13.30 Uhr |
Get-together
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Mitschnitt der Veranstaltung
Unter dem Motto „Digitalisierung – steht die Selbstverwaltung auf der Bremse?“ wurde nicht nur gestritten, sondern auch konstruktiv nach Gemeinsamkeiten gesucht. „Wir suchen Schuldige, aber keine Lösungen“, monierte Wendling zu Beginn der Veranstaltung. Es fehle ein Zielbild, auf das die Digitalisierung zusteuern könnte – und der Wille, dieses auch umzusetzen.
Für Steiner war dagegen klar: Es brauche Anwendungen, die die Praxen wirklich bräuchten und ihnen echten Mehrwert brächten. Stattdessen habe man den Fehler gemacht, alle analogen Prozesse in den Praxen digitalisieren zu wollen. „Es wurde nie gefragt, welche Anwendungen in den Praxen wirklich wichtig sind“, so Steiner. Auch die gematik, Betreibergesellschaft der Telematikinfrastruktur (TI), sei zu technikgetrieben und denke zu wenig aus ärztlich-medizinischen Prozessen heraus.
Diesbezüglich plädierte auch Wendling für eine zentralere Steuerung: Es brauche eine klare Governance-Struktur – derzeit wisse man nicht einmal, wie die gematik künftig aufgestellt sein wird. „Infrastruktur ist Aufgabe des Staates – außerdem gibt es ein Preisschild und das muss bezahlt werden“, stellte sie klar.
„Es muss eine Organisation oder Stelle geben, die einen interoperablen Blick auf die Dinge hat“, pflichtete Steiner bei. Hervorzuheben sei als Positivbeispiel die KBV-Tochter kv.digital, die bereits Interoperabilitäts-Workshops für Hersteller von Praxisverwaltungssystemen anbiete.
Allen vertanen Chancen zum Trotz: „Wir müssen nach vorne schauen“, forderte Dr. Steiner. „Wir sollten aufhören gegeneinander und stattdessen miteinander zu arbeiten“, wünschte sich auch Wendling. Gleichzeitig plädierte die bvitg-Geschäftsführerin für ein realistisches Erwartungsmanagement. Man könne 20 Jahre verschlafene Digitalisierung nicht in einem Handstreich aufholen.