„Einige gute Ansätze, aber Ziel verfehlt“
Vor dem Hintergrund der morgigen Anhörung im Gesundheitsausschuss des Bundestags zur geplanten Notfallreform erklären die Vorstände der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV) Dres. Andreas Gassen, Stephan Hofmeister und Sibylle Steiner:
Berlin, 5. November 2024 – „Über einige gute Ansätze wie etwa die Weiterentwicklung der Strukturen rund um die Nummer 116117 in eine Akutleitstelle und eine Terminservicestelle kommt der Gesetzentwurf nicht hinaus. Sein Ziel, die Notaufnahmen zu entlasten und die Patienten in die für sie passende Versorgungsebene zu steuern, verfehlt er völlig. Durch die im aktuellen Entwurf vorgesehene Öffnung von Notaufnahmen an den sogenannten Integrierten Notfallzentren (INZ) an Krankenhäusern während der Praxisöffnungszeiten entsteht ein ungeordnetes Nebeneinander mehrerer Anlaufstellen. Vor allem aber: Die ohnehin knappe Ressource Arztzeit wird durch solche Parallelstrukturen weiter ausgedünnt.
Ein Blick ins europäische Ausland zeigt, wie es eigentlich geht: Dort wird die Aufnahmerate der Notaufnahmen vielerorts mit einer vorgeschalteten telefonischen Ersteinschätzung begrenzt. In Deutschland droht mit der Notfallreform dagegen eine undurchsichtige Parallelstruktur. Die Kassenärztlichen Vereinigungen – und damit letztlich die Niedergelassenen – werden darüber hinaus durch die Ausweitung des Notdienstes auf eine 24/7-Akutversorgung zusätzlich belastet. Es ist weiterhin völlig unklar, woher die dafür notwendigen personellen und finanziellen Ressourcen kommen sollen.“